Geschichtsbewußte Neuhauser Bürger erinnern sich 2012 an ein dramatisches Großereignis, dass ihre Dorfschaft vor 600 Jahren betroffen hatte. Am 27. August 1412 wurde die Burg auf dem 585 m hohen Schlossberg von der Streitmacht der Egerer Einung erobert, niedergebrannt und zerstört „… damit manche Plackerey, so aus dem schlos geschahe, ein aufhören gewinne…“
Was waren die Umstände, die zu der Schleifung der Veste bereits nach nur 23 Jahren führte?
Wohl noch unter Kaiser Karl IV. (1347-78), der zugleich auch böhmischer König war, wurde der Plan gefasst, gegenüber der Veste Hohenberg, die seit Ende des 13. Jahrhunderts in Burggräflich-Hohenzollerischen Besitz war, eine starke Burg als Gegenpol zu errichten. Die Hohenzollern waren mit ihrer zielstrebigen Erwerbspolitik im Fichtelgebirge mit dem Erwerb von Hohenberg schon auf Sichtnähe an die Stadt Eger herangerückt.
Karls Sohn Wenzel IV. (1378-1419) übergab nach der Fertigstellung das „Newe Haws“ mit Verleihungsurkunde vom 11. Januar 1389 „…mit aller Zugehörung, auch mit gerichten und allen anderen nutzen … zu rechten Mannlehen…“ an die Vettern Erhard Forster zu Selb und Niklas Forster zu Weißenbach.
Kaum zwei Jahre später gab es bereits die ersten Streitigkeiten mit dem benachbarten Peter Notthafft, der auf der um 1340 errichteten Burg Thierstein saß, wegen der Grenzrainung zwischen deren Besitzungen. Als unparteiischer Vermittler wurde hier Dietrich von Schirnding angerufen, der bei den Bauvorbereitungen der Veste Neuhaus als Zeuge fungierte.
Durch die immer stärker zutage tretende Unfähigkeit von Kaiser und Böhmenkönig Wenzel wurde dieser im Jahre 1400 durch den Pfalzgrafen Rupprecht als Kaiser abgewählt. Wahrscheinlich versäumten es die Forster, sich ihre Lehensrechte vom neuen Kaiser bestätigen zu lassen. Sie standen weiterhin treu zu König Wenzel. Kaiser Rupprecht erklärte daraufhin 1401 die Forsterischen Lehen als dem Reiche heimgefallen und belehnte am 13. März 1403 den Burggrafen Johann III. von Nürnberg mit der Veste Neuhaus, „die Erhard Forster besetzt (hält).“
Unter den wenigen, die Wenzel noch ergeben waren befanden sich die Stadt Eger, Markgraf Wilhelm von Meißen – der um 1398 die Burg Thierstein übernommen hatte -, sowie die Forster. Man erwartete die Inbesitznahme und Besetzung des an den Burggrafen übertragenen Gebietes Selb und vor allen der Veste Neuhaus. Nachdem burggräfliche Amtleute vergebens versucht hatten, die Veste in Handstreich zu erobern, hielt sich Erhard Forster als Ersatz für entstandene Schäden durch Plünderungen in den benachbarten burggräflichen Gebieten schadlos. So fiel er in die Ämter Hohenberg, Weißenstadt und Kirchenlamitz ein, was sich in „…sweren beschedigungen, reuberey, dyberey, mortprant und schedliche ubeltat…“ auswirkte.
Anstelle eines militärischen Gegenschlages zeigte Burggraf Johann III. (1397-1420) die Forster am 12. November 1404 bei dem Landfriedensgericht an „…er (Forster) habe derselben Herren (Johann), Armleut – in genannten Ämtern – ihre Kühe, Pferd und andere Habe und Gut genommen und hinweggeführt…“ und machte Schäden in Höhe von 1000 Mark Silber geltend, die ihm auch vom Gericht zugesprochen wurden. Weder die Forster waren in der Lage, noch Lehensherr Wenzel Willens, die Schadenssumme zu bezahlen.
Weitere Streitigkeiten, jetzt mit König Wenzel, führten dazu, dass Erhard Forster 1410 u.a. zwei Gesandte von König Wenzel auf Burg Neuhaus gefangen setzte. Das Schiedsgericht in Prag entschied zwar für die Freilassung der Gefangenen, jedoch musste auch König Wenzel dem Forster 300 Schock Groschen als Entschädigung bezahlen, deren Zahlung jedoch wieder ausblieb. Das veranlasste Forster nun auch böhmische Untertanen zu berauben. Weitere Fehden mit der Stadt Eger gipfelten dann in der Erstürmung der Veste Neuhaus am 27.August 1412 durch die „Einung“, einer unter Egerer Führung aufgestellten Streitmacht, um dem Raubrittertum ein Ende zu bereiten. Die Eroberung gelang, nachdem die Belagerer, voran die Egerer Zünfte, einem westlich am Burgberg gelegenen Staudamm durchbrochen hatten.
Wenige Tag später, am 27. September 1412 trat König Wenzel, als Pfandherr von Eger, Neuhaus an die Stadt Eger ab, und zwar mit der Bestimmung, dass die Burg niemals mehr aufgebaut und die dazugehörigen Güter „auf ewige Zeiten“ vom Egerland nicht getrennt werden sollten. …
Auszug aus der Chronik der Stadt und Burg Hohenberg a.d.Eger von 2022