Um Thiersheim im Landkreis Wunsiedel gab es reiche Specksteinvorkommen, die wirtschaftlich genutzt wurden. Der zunächst leicht zu bearbeitende Speckstein konnte geschabt werden und wurde auch zu Kugeln verarbeitet bzw. gebrannt. Deshalb der Neckname „Die Dejaschma Kuglschoba“, hochdeutsch die Thiersheimer Kugelschaber.
Der Speckstein, in Fachkreisen heißt er Steatit, im Volksmund „Schmärstein“ oder „Schaberstein“ ist kein ursprüngliches Gestein, sondern ein Umbildungsergebnis. Aus anderen Gesteinen durch Austausch von Bestandteilen bei Zufuhr von kieselsäure- und magnesiumhaltigen Lösungen ist er entstanden. Dieses Magnesiumsilikat mit der Härte 1 tritt in allen milden Farben auf zwischen: graugrün, lichtgrün, weiß, elfenbein, gelblichgrün bis rotbraun. Er bildet hier in Deutschland ein einmaliges Vorkommen zwischen Göpfersgrün (Stadt Wunsiedel) und Thiersheim. In der Grube „Johanneszeche“ östlich von Göpfersgrün, wurde er noch abgebaut.
Der feinschuppige Talk ist weich, schabbar und fühlt sich fettig an, gebrannter Speckstein dagegen besitzt die Härte von Quarz. Im Mittelalter diente er der Anfertigung von Flintenkugeln, Knöpfen, Schussern, Pfeifenköpfen und Gebrauchsgegenständen. Im 19. Jahrhundert fertigte man aus ihm Gasglühstrümpfe, Gasbrenner, Schweißer- und Schneiderkreide, er wurde verwendet als Füllstoff für Papier- und Gummierzeugnisse. Nunmehr wird in einem Werk in Holenbrunn aus Steatit hochwertige Elektrokeramik, vor allem Hochspannungsisolatoren, gefertigt.
Dem Thiersheimer Heimatforscher und FGV-Kulturpreisträger Siegfried Schelter ist ein Gedenkstein zu verdanken, der seit 2021 auf dem Thiersheimer Marktplatz steht. Es ist ein mannshoher Block aus Wunsiedler Marmor aus dem ehemaligen Steinbruch Kropf mit folgender Inschrift, die Steinrestaurator Andreas Linhard auf Weißdorf angebracht hat:
Die „Kuglschoba“
Die Thiersheimer schabten seit dem Mittelalter den Speckstein zu groben Kugeln und drehte diese mit einer Kugelmühle exakt rund. Die Kugeln wurden poliert und hart gebrannt. Nürnberger Kaufleute erwarben sie als Murmeln und Büchsenkugeln. Um 1700 endete die Thiersheimer Tradition des Kugelschabens. Geblieben ist der Neckname: „Die Dejaschma Kuglschoba“.
Text / Fotos: Dietmar Herrmann, Wunsiedel