Neues Bahnprojekt: Thiersheim – Franzensbad (Teil II)

Ehrgeizige Pläne auf zwei Schienen zwischen den Fronten der Geschichte vor 100 Jahren

Diese zeitgenössische Bild aus Bad Berneck hätte auch an einem Bahnhof entlang der neuen Strecke entstehen können. Aber ähnlich wie das Bahnprojekt 1925 scheiterte im Jahr 1939 auch das Projekt der Sudetenautobahn in diesem Bereich.

Fortsetzung aus der Ausgabe 206, Februar 2025:

Die fertig geplante Trasse hat folgenden Verlauf:
Vom Bahnhof Thiersheim herführend – an Stemmas vorbei – nach Kothigenbibersbach (hier Bhf.) – westlich Rosenbühl – Sandmühle – südlich Schacht – Arzberg-Nord (hier Bhf.) – südlich an Dietersgrün vorbei – Richtung Weidighaus – zwischen Weidighaus und Raithenbach – Richtung Freundschaft – südwestlich davon (hier Bhf. Hohenberg) – Die Porzellanfabrik C.M.Hutschenreuther soll mit einem Industriegeleise mit dem Bahnhof verbunden werden. Bei Straßenkilometer 13 wird die Straße Hohenberg-Schirnding mit einer Brücke überführt. Weiterer Verlauf am linken (=nördlichen) Hang des Weißenbachtales mit Gefälle Richtung Grenze. Die Straße Hohenberg – Fischern wird senkrecht gequert – hier mit einem Haltepunkt für Fischern u. Markhausen. Erhöhte Überschreitung des Egertales (wegen Hochwassergefahr) mit einer Brücke und geschütteten Erddamm. Weiterführung der Linie mit 20 bis 25 pro Mille ansteigend am linken, d.h. östlichen Hang des Grasbachtales entlang bis hinauf zur Steinmühle. Hier ist ein Haltepunkt an genannter Mühle für die Ortschaft Eichelberg und dem südlichen Ortsteil von Liebenstein vorgesehen. – Querung des Grasbachs bei der Steinmühle – Weiterführung am Westufer Hammerteich – nördlich an Liebenstein vorbei Richtung Stockteich – (hier Bhf. Liebenstein-Nord) – südlich Seichenreuther Teich und nördlich von Seeberg bei Meierhof (hier Bhf Seeberg) – zwischen Tannenberg und Oedt nach Oberlohma (hier Bhf.) – bis Franzensbad (Bhf.)

Der überschlägige Kostenvoranschlag zur Herstellung dieser vollspurigen Bahnlinie beziffert das Ingenieurbüro Miller wie folgt (Anm.: Preisvergleich der Planungsphasen):

Nov 1925 um 1912
Thiersheim – Landesgrenze (12,53 km) 2 103 000 Mark 1 202 000 Mark
Landesgrenze – Liebenstein (4,85 km) 955 000 Mark 546 000 Mark
Liebenstein – Oberlohma/Franzensbad (8,43 km) 2 450 000 Mark 1 400 000 Mark
Gesamt-Strecke (25,81 km) 5 508 000 Mark 3 148 000 Mark

In dem Aktenband (Archiv-Nr, 80003, 1006) befinden sich zahlreiche Unterlagen und Pläne, die von den emsigen Tätigkeiten des Arbeitsausschusses „Ost“ in den folgenden Monaten informieren. Umfangreiche Schriftwechsel mit dem Ingenieurbüro Miller, den interessierten Orten und deren Ratsbeschlüsse, mit Ministerien, Ämtern und Behörden, ferner Denkschriften, Gutachten, Stellungs-nahmen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen etc. dokumentieren die Aktivitäten.
Auch ein Advokat namens Traub in Böhmisch Brod wurde eingeschaltet, der, zusammen mit Pfarrer Stössel von Liebenstein, die Interessen des Ausschusses gegenüber den tschechischen Behörden vertreten sollte – die geplante Strecke führte schließlich über die Landesgrenze nach Liebenstein – Franzensbad. Die Verhandlungen im Prager Eisenbahnministerium verliefen jedoch schleppend.
Noch im Herbst 1925 schien das Projekt voranzugehen. Detailierte Pläne über die Linienführung, mit zu erstellenden Bahnhöfen und Haltepunkten lagen fertig ausgearbeitet vor. Auch zwei neu aufgefundene Braunkohleflöze (1925) nahe Hohenberg/Fischern gaben weitere günstige Perspektiven.
Da schreibt das „Selber Tagblatt“ unterm 9. September 1925. Vor Wochen beschäftigte man sich in verschiedenen Orten Oberfrankens mit dem Bau einer Bahn von Franzensbad über Liebenstein und Hohenberg nach Thiersheim mit eventueller Verlängerung bis Wunsiedel und Bayreuth und hat keine Kosten zur schnelleren Ausarbeitung der Pläne gescheut. Nun teilt die tschechische Verkehrs-verwaltung mit, dass sie kein Interesse an diesem Projekt habe. Dadurch dürfte dasselbe vorerst wieder begraben sein, um von späteren Generationen erneut aufgegriffen zu werden.
Wie ein Paukenschlag wirkte dann die Mitteilung aus dem Staatsministerium d. Innern des Freistaates Bayern vom 14. Januar 1926, dass die Bauwürdigkeit der Bahnlinie von der Deutschen Reichsbahngesellschaft (auch nach nochmaliger Überprüfung) nicht anerkannt werde. Als Gründe werden der überall bestehende Geldmangel sowie die vorsorgliche Vermeidung verlustbringender Ausgaben genannt.
Schließlich wird Ende Oktober 1926 dem Advokaten vom Arbeitsausschuss „Ost“ mitgeteilt, „ …dass das Projekt fix und fertig ausgearbeitet vorläge und nur wegen der derzeitigen schlechten wirtschaftlichen Lage momentan nicht verwirklicht werden könne. Die Angelegenheit ruhe einstweilen.“ Damit war das Eisenbahnprojekt endgültig gestorben.

Text: Siegfried Röder, Hohenberg / Foto: Bad Berneck

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