Johann Christoph Weller (1647 – 1721)

Pioniergeist und Wirtschaftskriminalität vor über 300 Jahren

Rekonstruktion der Hammerwerks im Wellerthal durch Paul Mascherek. Quelle: Naturfreunde Selb e.V.

Johann Christoph Wellers Herkunft kann nicht exakt nachgewiesen werden – er wurde vermutlich im Jahre 1647 in Joachimsthal geboren. Er entstammt einer wohlhabenden Handelsherrenfamilie. Markgraf Christian Ernst versuchte 1672 Investoren anzuwerben, um den durch den 30-jährigen Krieg stark darniederliegenden Bergbau in Franken wiederzubeleben. Weller erfuhr, dass in Arzberg ein Hammerwerk verkauft werden sollte.

Arzberg zählte zu dieser Zeit schon zu den ergiebigsten Eisenerzbergbaugebieten im gesamten Fichtelgebirge. Der erfahrene Arzberger Hammermeister Benedikt Beutner verkaufte seine ganzen Hammerwerks- und Bergwerksanlagen in 1675 an Johann Christoph Weller, zu denen auch der Hohe Ofen, Pochwerke,  der „Untere“ Hammer (heute Hammerweg 2) sowie die  Obere Rohrschmiedsmühle (heute Kammerer Mühle)  gehörten. Auch betrieb Beutner  einen Ziegel- und Kalkofen. Am wichtigsten waren Weller vor allem die mit Hammerwerksbesitz verbundenen Privilegien und Freiheiten, die ihm erlaubten im Arzberger Revier nach Erzen zu suchen.Weller erntete also da, wo Beutner gesät hatte! und kümmerte sich wenig um seine Arzberger Besitztümer.

Ein Hochwasser der Röslau in 1680 zerstörte den Unteren Hammer. Dies veranlasste Weller seine Anlagen und den Hochofen in das spätere „Wellertal“ zu verlegen. In der Glanzzeit der Werksanlagen lebten im Wellertal bis zu 300 Menschen.

Weller hatte inzwischen ein beträchtliches Barvermögen erworben und er besaß über 30 Bergwerke, mehrere Hochöfen und Hammerwerke. Auch an anderen Orten erwarb Weller Hammerwerke, wie z.B. in Weißenheid und Weidenberg – beim heutigen Karches baute er den Weißmain Hochofen (1709). Er erlangte großes Ansehen, verkehrte ständig am markgräflichen Hof und wurde sogar geadelt als „Johann Christoph Weller, Edler von Molsdorf zu Wellertal“. Er führte den Status eines kaiserlichen Raths und wurde in den Reichsritterstand erhoben.

Weller ließ aber seine Arzberger Anlagen verkommen und er bezahlte schon seit vielen Jahren keine Steuern mehr.  1696 klagte die Stadt Arzberg wegen der Steuerschulden und auch einige Arzberger Bürger, deren Grundstücke durch Wellers Bergbautätigkeiten für die Landwirtschaft unbrauchbar geworden waren aber alle Klagen dagegen blieben ohne Erfolg. Im Gegenteil, seine weitreichenden Privilegien für das Wellertal wurden durch den Markgrafen sogar noch erweitert.

In 1709 ließ Weller gusseiserne Ofentöpfe und Schmiedeeisen ohne Genehmigung der Landesregierung und ohne  die entsprechenden Abgaben/Zölle zu zahlen nach Sachsen bringen. Die Waren wurden beschlagnahmt. Dieser „Schmuggel“ flog auf und es kam zu einer Gerichtsverhandlung, in der Weller die Rückgabe seines Eigentums forderte, zu der er aber trotz Aufforderung angeblich aus Krankheitsgründen selbst nicht erschien.  

Markgraf Christian Ernst, von dem Weller alle seine Vergünstigungen erhalten hatte, war im Jahre 1712 verstorben. Sohn Sohn, Markgraf Georg Wilhelm, war Weller weniger wohlgesonnen, denn als dieser seine Regierung antrat, fielen weiter etliche Unregelmäßigkeiten in Wellers Geschäftsverhalten auf.

Weller fiel in Ungnade und verließ mehr oder weniger fluchtartig das Land. Er übergab 1715 die Leitung im Wellertal seinem Sohn und ging selbst nach Ottengrün bei Neualbenreuth, wo er schon länger ein Rittergut besaß.

In Ottengrün verfasste Weller 1719 sein sehr umfangreiches und detailliertes Testament über sein großes Vermögen, welches im Egerer Stadtarchiv aufbewahrt wird. Er stiftete auch für wohltätige Zwecke, für Kirchenbauten, für Waisenhäuser und seine eigenen Dienern. Ein in 1721 zugefügter Zusatz zum Testament ist eine Generalabrechnung mit seinen drei Kindern. Er war verbittert, dass sein Lebenswerk durch die Unfähigkeit seiner Nachfolger zerfiel und zu Grunde ging. Weller starb am 20. Dezember 1721 und wurde in der Egerer Niklaskirche beigesetzt.

 


 

Dieser Text wurde von Günter Ide für den AK Industrie und Handwerk im Rahmen des LEADER-Projekts REGIOident Fichtelgebirge verfasst. Weitere Ergebnisse der Arbeitskreise sind ab 25.10.2019 in der Ausstellung „Typisch Fichtelgebirge!“ im Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel zu sehen. Weiterführende Informationen finden Sie vorab unter www.regioident.de.

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