„z dem Staine an der Eger“

Die Eger: Quellfassung vor 100 Jahren

Das Fichtelgebirge ist eines der interessantesten Mittelgebirge Deutschlands nicht nur wegen seiner hufeisenförmigen Gebirgsform, sondern auch wegen seiner besonderen hydrographischen Verhältnisse. Vier bedeutende Flüsse haben hier ihren Ursprung, die in die vier Himmelsrichtungen abfließen: Weißer Main, Sächsische Saale, Eger und Fichtelnaab. Eindrucksvoll wurden die Quellen gefasst, der Wanderweg „Quellenweg“ des Fichtelgebirgsvereins führt zu ihnen. Die Quelle der Eger wurde vor 100 Jahren eindrucksvoll mit Granitsteinen gefasst.

Die Quellfassung der Eger liegt am Nordwest-Hang der Schneeberges, 150 m westlich der Kreisstraße WUN 1 Weißenstadt-Bischofsgrün. Die erste provisorische Quellfassung erfolgte durch einen einfachen Stein mit der Inschrift „Egerquelle 1850“. Die heutige Quellfassung von 1923 geht auf die Initiative der Stadt Eger zurück. Zwölf roh behauene Granitsteine schließen einen Ring um den Quellaustritt. Der Kopfstein wurde etwas größer gehalten und zeigt neben dem Wort „Eger“ das Stadtwappen der alten Reichsstadt. Die anderen Steine der Quellfassung tragen die Namen der Orte, die zur Finanzierung der Quellfassung beitrugen: Weißenstadt, Marktleuthen, Königsberg, Falkenau, Elbogen, Karlsbad, Fischern, Klösterle, Kaaden, Saaz und Postelberg. Durch den Quader von Klösterle, welcher den Quellabfluss bildet, geht die Eger auf ihre 325 km lange Reise. Die geschmackvolle Bauausführung übernahm die damalige GRASYMA AG Wunsiedel, die offizielle Einweihungsfeier fand am 1. Pfingstfeiertag 1924 statt.

Unmittelbar südlich der Quellfassung ruht ein rechteckiger Granitblock auf zwei Steinwürfeln mit der Inschrift:

Als der Knabe kam zur Eger:
„Eger, sprich, wo eilst du hin?“
„Zu der Elbe“ rauscht es reger,
„Zu der Elbe muß ich ziehn!“.`

Als der Knabe kam zur Elbe,
war die Antwort inhaltsschwer;
Donnernd braust zurück dieselbe:
„Und ich muß ins deutsche Meer!“

Der leicht abgeänderte Text stammt aus dem Lied „Podersamer Heimatklänge“ (Text: Dr. Karl Tilp; Vertonung: Prof. Josef Freyer). Ein Gedenkstein der sudetendeutschen Heimatvertriebenen steht nur wenige Meter abseits der Quellfassung und verkündet: „Die Welle weiß, wohin sie geht.“; der Text stammt von dem Schriftsteller Erwin Guido Kolbenheyer. Der Stein wurde anlässlich des Egerlandtages 1955 in Bayreuth von der Firma GRASYMA AG Wunsiedel errichtet. Der Quellbereich mit seiner Laubholzumgebung ist geschütztes Naturdenkmal.

Betrachten wir den Verlauf der Eger. Vor Weißenstadt tritt sie in den 1976 neu angestauten Weißenstädter See ein, nach dem Abfluss führt sie an Weißenstadt und Franken vorbei, bricht in enger Schlucht zur Thusmühle durch und fließt durch Röslau. Von hier ab wendet sie sich nördlich nach Marktleuthen und biegt rechtwinklig in östlicher Richtung ein nach Wendenhammer, Kaiserhammer, Schwarzenhammer und Hendelhammer. Hier beginnt der landschaftlich schönste Teil des Egertales. Vor Leupoldshammer wird der Fluss zu einem kleinen See für eine Kraftwerksanlage gestaut. Im romantischen Wellerthal verengt sich das Tal; im Flussbett zahlreiche Granitblöcke. Bei Blumenthal wird der Eger durch einen parallel verlaufenden Kanal Wasser entzogen für das Kraftwerk Hirschsprung.
Am Granitfelsen Hirschsprung vorbei fließt sie zum Speichersee für das Kraftwerk Neuhaus (Bild links) und kommt dann über Königsmühle zur Pfeiffermühle, wo sie nördlich und östlich in einem weiten Bogen das Grenzstädtchen Hohenberg a.d.Eger umfließt und zur Hammermühle gelangt. An der Carolinenquelle vorbei fließt sie nach Fischern, östlich davon nimmt sie die Röslau auf. Dort überschreitet die Eger die Staatsgrenze und fließt auf dem Gebiet der Tschechischen Republik weiter bis Leitmeritz, wo sie in die Elbe mündet.

Von großer wirtschaftlicher Bedeutung war die Nutzung der Wasserkraft der Eger, wovon noch die vielen Orte mit Endung auf „-hammer“ zeugen. Ab der Egerquelle bis nach Fischern (Gem. Schirnding) verläuft entlang des Flusses der FGV-Hauptwanderweg Egerweg. Über die gesamte „Gewässerkunde Fichtelgebirge“ (Quellen, fließende Gewässer, stehende Gewässer, Mineralquellen, wirtschaftliche Nutzung der Wasserkraft) wird auf 165 Seiten im Band 19/2021 der FGV-Schriftenreihe „Das Fichtelgebirge“ berichtet.

Der Flussname Eger wird erstmalig im Jahr 805 im Chronicon Moissiancense als „Agara“ genannt. Die Chronik ist eine mittelalterliche Handschrift in lateinischer Sprache, in der nach Jahren geordnet Ereignisse aus dem Fränkischen Reich niedergeschrieben wurden. Als weitere frühe Belege für den Flussnamen führen Sprachwissenschaftler die Formen 1165 „aqua Egre, Oegre“ an. Der älteste bekannte Beleg, der sich eindeutig auf den Namen des Flusses Eger im Bereich des hochmittelalterlichen Egerlandes bezieht, ist 1348 „z dem Staine an der Eger“. Der mit dem Flussnamen identische Ortsname Eger wird erstmals in einer im Original vorliegenden Urkunde Heinrichs IV. aus dem Jahr 1061 als „Egire“ erwähnt. Der Name soll prägermanischer Herkunft sein und zur indogermanischen Wurzel gehören und so viel wie „treiben, in Bewegung setzen“ bedeuten. Die tschechische Namensform lautet heute „Ohře“.

Text/Foto: Dietmar Herrmann, Wunsiedel

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