Bericht einer geologischen Reise nach Arzberg

im Jahre 1794

Es sind insgesamt 24 Briefe, in denen der Erlanger Apotheker Ernst Wilhelm Martius seine im Jahre 1795 zu Erlangen gedruckten „Wanderungen durch einen Theil von Franken und Thüringen in Briefen an einen Freund“ zusammenstellte. 

„Einundzwanzigster Brief.

Arzberg am Fichtelgebirge, den 7. October 1794.

… Gegen Mittag kamen wir in dem Marktflecken Arzberg an, wo uns die bald vor demselben befindlichen vielen Eisengruben an den ansehnlichen Bergbau erinnerten, welcher hier getrieben wird.

Die Gebirgsmasse, welche hier bei und um Arzberg vorkömmt, ist noch immer theils ein körnigter uranfänglicher Kalkstein, theils Granit, der aber hier (bei Röthenbach) sehr feinkörnigt vorkömmt, hauptsächlich aber Thonschiefer, auf und in welchem letztern sich ansehnliche und reichhaltige Eisensteinflötze vorfinden. Diese Flötze bestehen an manchen Orten nur aus Thon (Eisenthonflötz) und enthalten nach der hiesigen bergmännischen Eintheilung in verschiedener Teufe erst Mulm und thonartigen Eisenstein, dann Stuferz.

Die merkwürdigsten Gruben bei Arzberg sind die Silberkammer, Goldkammer und Susannenglück, welche mehrentheils von den Müssel‘schen Erben betrieben werden. Sie liegen vor dem Flecken, oberhalb dem Markte, wie man hier zu sagen pflegt. Die sogenannten Stuferze, welche hauptsächlich in eben angeführten Gruben und vorzüglich auf der Silberkammer vorkommen, sind gemeiniglich sehr reichhaltig an Braunstein, welcher sich, öfters krystallisirt von metallischem Glanze auf diesen Eisenerzen findet. Dieser braunsteinartige Eisenstein kömmt auch tropfsteinförmig vor und ist in dieser Gestalt von blaulich schwarzer Farbe und von außen noch besonders mit einer reichgrauen Braunsteinrinde überzogen.Mit diesen bricht auch ein zelliger und auch brauner nierenförmiger faseriger Eisenstein, der bisweilen regenbogenfarbig angelaufen ist. Am häufigsten aber kommen die verhärteten gelben Eisenocher und mulmichten Eisensteine vor, von welchen die daran hangende Erde durch das Waschen abgesondert wird, ehe man sie verkauft.

Diese abgewaschene Erde würde nun in jedem Falle der Schmelzung der Eisensteine nicht hinderlich seyn, sondern vielmehr als ein anwendbarer Zuschlag bei der Schmelzung dienen. Allein die Hammerherren nehmen doch lieber die reichen Eisensteine, besonders da sie sclche in Menge haben können und halten die Erde des Fuhrlohns nicht werth.

Unterhalb dem Markte sind noch 8 andere Gruben, die auch in Betrieb sind und von welchen der Weiße Hirsch die vorzüglichste ist. Die Eisensteine, die hier vorkommen, erscheinen bisweilen sehr fein geträuft von nelkenbrauner Farbe. Auch hat ehedem in dieser Grube Blei in Quarz gebrochen, welches aber gegenwärtig, da das Ort, wo es vorkam, unter Wasser steht, nicht mehr gewonnen werden kann. Diese Grube gehört dem Herrn Oberförster Jakob in Arzberg.

Der Thonschiefer, welcher hier vorkömmt, ist bisweilen Alaun führend; dieses veranlaßte vor Zeiten die Errichtung eines Alaunwerkes, das aber, da die Kosten den Gewinn überstiegen, wieder eingegangen ist. Desto ergiebiger aber ist der Vortheil, welchen die vielen Kalkbrennereien darbieten, indem aus dem gewonnenen Kalk derselben ein beträchtlicher Handel nach Böhmen getrieben wird. Der körnigte Kalkstein, welcher hier außerordentliche mächtige Lager bildet, dient also zu einer nie versiegenden Quelle eines ansehnlichen Gewerbes. In dem sogenannten Zeidlerischen Kalksteinbruche kam auch ehedem Bleiglanz mit vor, welcher auf dem Kalksteine aufsaß. Ich erhielt hiervon noch! ein Stück, in welchem der Kalkstein so sehr mit Quarz besetzt ist, daß er an manchen Stellen mit dem Stahle Funken giebt.

Zum Beschlusse dieses Briefes muß ich nun noch eines der vorzüglichsten Produkte des Gewächsreiches, nämlich des Isländischen Moos (Lichen islandicus) gedenken, welches in den Gegenden des Fichtelgebirges häufig wächst, dessen Einsammlung viele arme Leute beschäftigt und wovon jährlich große Quantitäten durch den Handel ins Ausland verführet werden.“

24-03_City Immobilien GmbH
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