An der Staatsstraße 2176, die von Arzberg nach Konnersreuth führt, liegt bei der Abzweigung nach Seedorf der Wanderparkplatz Siebenlindenberg. Von hier aus laden vier Rundwanderwege zu interessanten Rundtouren ein, die Wegeanlage und -betreuung verdanken wir dem FGV-Ortsverein Arzberg. Der Rundweg Nummer 2 trägt den Namen „Preußenweg“ was zunächst seltsam anmutet, befinden wir uns hier auf dem Gebiet der bayerischen Regierungsbezirke Oberfranken/Oberpfalz.
Werfen wir zunächst einen Blick in die Territorialgeschichte dieser Region, die ursprünglich zum Historischen Egerland gehörte.
Im Jahr 1133 gründete Markgraf Diepold III. das Kloster Waldsassen und leitete damit eine Zerteilung des Reichslandes ein, was grundmäßige Auswirkungen hatte, denn es wurde ein eigenes Territorium des klösterlichen Grundbesitzes geschaffen. Auf der anderen Seite belehnten König Rudolf von Habsburg die Burggrafen von Nürnberg im Jahr 1285 mit der Burg Wunsiedel, es entstand im Laufe der Zeit das „Burggrafenamt ob dem Gebirg“ und das spätere Markgraftum Kulmbach-Bayreuth. Im Jahr 1362 kam es zu einer ersten „amtlichen“ Abgrenzung
zwischen dem Stift Waldsassen und dem Burggrafenamt. Der egerische Landrichter Bohuslav von Schwanberg hatte im Auftrag des Kaisers eine Grenzlinie zu ziehen. Sie verlief mit einem Graben von Reutlas (jetzt Ortsteil der Stadt Marktredwitz) zu einem Basaltfelsen, der heute noch „Wappenstein“ heißt, ziemlich geradlinig über den Gebirgskamm des Reichsforstes und Kohlwaldes bis zur heutigen tschechischen Grenze bei „Buchbrunnen“.
Diese Grenze blieb in den nachfolgenden Jahrhunderten im Fürstentum Obere Pfalz, in Kurbayern und im Königreich Bayern gültig, wenn es auch sehr häufig mit den benachbarten Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth zu „Irrungen“ und Grenzstreitigkeiten kam. Die letzte Grenzfestlegung erfolgte im Jahr 1803, als die preußische Provinz an das Königreich Bayern grenzte. Durch den Hauptlandesvergleich vom 30. Juni 1803 wurden zwischen dem Buchbrunnen an der tschechischen Grenze und dem Bereich Reutlas insgesamt 183 wuchtige Grenzsteine aus Granit gesetzt die im Volksmund „Preußensteine“ genannt wurden.
Die Grenzziehung hat in weiten Teilen bis heute Bestand als bayerische Regierungsbezirksgrenze zwischen Oberfranken und der Oberpfalz. Die Grenzsteine sind größtenteils noch vorhanden und tragen verschiedene Einmeißelungen. Auf der „preußischen Seite“ sehen wir die Buchstaben „Pr.“ (=Preußen), auf der „bayerischen Seite“ die Buchstaben „P.B.“ (=Pfalz-Bayern), auf der Schmalseite des Steines die fortlaufende Nummer.
Übrigens: ab dem Jahr 1810 verlor die preußisch-bayerische Grenze ihre Bedeutung als „Staatsgrenze“. Die preußische Provinz und ab 1806 das französisch besetzte Markgraftum Bayreuth ging an das Königreich Bayern über. Aus der einstigen Staatsgrenze wurde dadurch eine Regierungsbezirksgrenze, die allerdings in manchen Abschnitten nicht immer genau auf der preußisch-bayerischen Vorgängerin verläuft.
Der Vorschlag in der Zeitschrift des Fichtelgbirgsvereins „Der Siebenstern“ von 2006, dass die Grenzsteine unter Denkmalschutz gestellt werden sollten, da einige von ihnen bereits verschollen sind, wurde vom „Forum Historische Grenze“ in Nürnberg aufgegriffen. Nach umfangreichen Vorarbeiten des Gremiums konnte dieses 2018 mitteilen, dass die Grenzsteine der Grenzlinie Pr-PB-1803, soweit noch vorhanden unter Denkmalschutz stehen. Es wird darauf hingewiesen, dass sich diese Grenzsteine im Eigentum des FREISTAATES BAYERN befinden. Dieser ist damit auch für deren Erhalt zuständig.
Text / Fotos: Dietmar Herrmann, Wunsiedel