Schluchtartig hat sich die Röslau oberhalb von Arzberg in verschiedene metamorphe Gesteine eingeschnitten. Besonders auffällig sind markante Felsen aus Phyllit im unteren Teil der Schlucht. Hier befindet sich auch das Mundloch eines historischen Stollens, der das benachbarte westliche Arzberger Bergbaurevier unterfährt.
Über das Gesteinigt als wildromantisches Ausflugsziel haben wir schon in einer der vergangenen Ausgaben berichtet. Im Zusammenhang mit dem 250ten Geburtstag des Universalgelehrten Alexander von Humboldt lohnt es sich, die geologoischen Besonderheiten noch einmal näher zu betrachten, die ihn in Verzückung brachten: „Ich wohne auf dem hohen Gebirg in Arzberg, einem Dörfchen im Fichtelgebirge. Die Lagerstätten sind so interessant, ich kann im Laufe des Jahres mehrmals einfahren. Ich taumle vor Freuden.“ Zudem zählt es zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns und ist ein Naturdenkmal.
Vor allem Einheiten des „Variszischen Grundgebirges“ bauen das nordostbayerische Mittelgebirge auf, in dem man aufgrund von unterschiedlichen Gesteinsarten und deren geologischer Geschichte mehrere Zonen unterscheidet. So zählt das Fichtelgebirge zu einem Bereich, der als „Saxothuringikum“ bezeichnet wird. In diesem Gebiet wurden vom Präkambrium bis zum Karbon Gesteine in einem Meeresbecken abgelagert. Später, vor allem während der nachfolgenden variszischen Gebirgsbildung vor etwa 300 bis 330 Millionen Jahren, wurden diese Gesteine überprägt und gefaltet. Ihren höchsten Grad erreichte die Überprägung im Fichtelgebirge, wo die ehemaligen Sedimentgesteine (Tonsteine, Sandsteine, Kalksteine) zu metamorphen Gesteinen (Phyllite, Glimmerschiefer, Gneise, Marmore) umgewandelt wurden.
In den Gneisen und Quarziten der möglicherweise präkambrischen „Elisenfels-Serie“, die auch im oberen Teil des Gsteinigt vorkommt, vermutet man die ältesten Gesteine des zentralen Fichtelgebirges. Darüber folgt die weniger metamorphe „Arzberger Serie“, deren Ausgangsgesteine wahrscheinlich im Kambrium und Ordovizium abgelagert wurden. Mit der „Frauenbach-Gruppe“ (im unteren Teil des Gsteinigt aufgeschlossen) beginnt schließlich eine Abfolge von Sedimentgesteinen aus dem Ordovizium, die aufgrund ihrer nur schwachen Überprägung mit Gesteinen der „Thüringischen Fazies“ in Sachsen und Thüringen parallelisiert werden kann.
Weite Bereiche des zentralen Fichtelgebirges bestehen aus „Phylliten“ verschiedener Formationen des Erdaltertums. Bei Phylliten (nach griech. phyllon = Blatt) handelt es sich meist um graue, dünnschiefrige, blätterige Gesteine mit durch feinverteilten, hellen Glimmer „Serizit“, nach griech. serikon = Seide) seidenartig glänzenden Schieferungsflächen. Sie entstehen bei der Gesteinsmetamorphose aus Tonschiefern. Dabei werden die ehemaligen Tonminerale vollständig in feinkörnige Glimmer umgewandelt.
Nördlich des Gsteinigt liegen in der „Arzberger Serie“ ebenfalls Phyllite, aber auch der „Wunsiedler Marmor“. Vor allem bei Arzberg ist dieses Gestein von Eisenvererzungen durchsetzt, die früher bergmännisch gewonnen wurden. Der im Gsteinigt angesetzte St.-Georg-Stollen zeugt heute noch davon. Wann der Bergbau in Arzberg begonnen wurde, ist nicht bekannt, jedoch erfolgten erste urkundliche Erwähnungen bereits im 13./14. Jahrhundert. Auf dem Gelände des letzten Bergwerkes, das 1941 im östlichen Revier schloss, wurde die Naturpark-Infostelle „Kleiner Johannes“ eingerichtet, die ausführlich über den ehemaligen Bergbau informiert.
Das steinige Flussbett und viele Felsfreistellungen haben zur Namensgebung des „Gsteinigt“ beigetragen. In der Schlucht findet man zwei verschiedene Gesteinstypen: Im oberen Teil gebänderte Gneise und Quarzite der „Elisenfels-Serie“, im unteren Teil Phyllite der Frauenbach-Gruppe. Diese Phyllitfelsen zählen zu den größten Aufschlüssen dieser Gesteinsart in Bayern.
Die naturnah erhaltene Schlucht stellt einen wichtigen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten dar. Daher ist das Gsteinigt auch als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen!