Zum Lustrum unserer Heimatbeilage

Die Heimat in Vergangenheit und Gegenwart

Vor fünf Jahren gab es Skeptiker, die unserem „Sechsämterland kein langes Leben voraussagten. Woher sollte sich auf Dauer für ein regelmäßig in diesem Umfang erscheinendes Blatt der Stoff nehmen lassen und wer brächte die Langmut zur Mitarbeit auf, so wurde argumentiert. Unterdessen ist die Beilage über einhundertmal erschienen, ihr Umfang ist auf über 400 Seiten angewachsen und es kann gesagt werden, daß es bisher keine auf solcher Breite und Ausführlichkeit stehende Veröffentlichung über unsere Heimat gab. Das geistige Gewicht des Inhalts konnte, wie wir meinen, von Jahr zu Jahr vermehrt werden. Durch den Abdruck neu erschlossener Geschichtsquellen (vor allem aus dem ins Leben gerufenen Arzberger Stadtarchiv) erhielt unsere Beilage den Charakter eines Mitteilungsblattes „aus erster Hand“, dessen ideellen Wert erst die Nachwelt richtig wird einschätzen können. Dieses Niveau soll gehalten werden. Vermehrte Berücksichtigung wird daneben besonders das Volkskundliche erfahren, denn hier droht am ersten Verschüttet- und Vergesswerden. So will unser „Sechsämterland auch weiterhin dem von Anfang an erhobenen Grundsatz dienen: ein Spiegel unserer Eigenart und unserer geschichtlichen Vergnagenheit zu sein. Unseren treuen Mitarbeitern gebührt der Dank für eine mit Begeisterung und nicht selten auch mit großen Opfern an Zeit und Geld übernommene freiwillige Aufgabe im Dienst der Heimat.

Die Schriftleitung

Text / Bild : Dr. F. W. Singer, „Sechsämter Land“ Beilage der Sechämter Neuesten Nachrichten, Jahrgang 6, Nummer 1, 16. April 1955


Interessant, dass Dr. F. W. Singer und seine Mitarbeiter in den 50er Jahren ihre Arbeit zur Heimatforschung rechtfertigen mussten und dazu sogar öffentlich Stellung nahmen. Hält man sich allerdings vor Augen, dass nicht einmal 10 Jahren zuvor erst der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen war, kann man verstehen, dass die Bevölkerung ganz andere Alltagssorgen plagten. Anderseits war auch die Suche nach Identität und echter Heimat nach dem Dritten Reich mehr als verständlich.

Unumstritten ist die Kernaussage: „Den ideellen Wert wird erst die Nachwelt richtig einschätzen können.“ – Singer wusste um die Wichtigkeit und Einzigartigkeit seiner Bemühungen um regionales Selbstbewusstsein auf Basis des Heimatgedankens, die wir mit diesen Reflexionen sehr gerne würdigen.

 

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