Auf dem Weg zum Sechsämterland

Politische Struktur im Wandel der Zeit

Bei dem Wort „Sechsämterland“ handelt es sich um einen politischen Begriff aus vergangener Zeit, um eine Gebietseinteilung in der Bayreuther Markgrafschaft. Das damalige Sechsämterland ist heute fast identisch mit dem Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge (Innere Fichtelgebirgshochebene). Werfen wir einen Blick in die Geschichte über die Entstehung des Sechsämterlandes:

Im 6. und 7. Jahrhundert war die Region vermutlich nur punktuell von Slawen besiedelt. Die fränkische Besiedelung (9. Jh) beschränkte sich auf Rast- und Schutzplätze entlang von Fernstraßen. Die maßgebliche Besiedlung der Region erfolgte erst relativ spät ab dem 11. Jahrhundert durch bajuwarische Volksstämme. Als nördlicher Teil des zum bayerischen Herzogtum gehörenden Nordgaues wurde das Fichtelgebirge nach der Wende des ersten Jahrtausends von der Siedlungswelle der Markgrafen von Vohburg erreicht. Seit der Besiedelung war das Gebiet ein Teil der „regio Egere“. Nachdem die Herrschaft der Vohburger mit Markgraf Diepold III. erloschen war, wurde die „provincia Egrensis“, zu der auch das Innere des Fichtelgebirges gehörte, von einem staufischen Landrichter verwaltet. Ausgehend von den reichen Bodenschätzen der Region sind viele Bergbausiedlungen entstanden, was letztlich zu einer relativ dichten Besiedelung der Selb-Wunsiedler Hochfläche und selbst der Waldgebiete geführt hat.

Im Jahre 1248 war Burggraf Friedrich III. von Nürnberg durch eine Erbschaft in den Besitz des Bayreuther Raumes gelangt und versuchte nun, das zollerische Territorium weiter nach Osten auszudehnen. 1285 erwarb er mit Wunsiedel das erste Gebiet im Raum des späteren Sechsämterlandes. Bald darauf folgten Hohenberg an der Eger, Arzberg und Höchstädt im Fichtelgebirge. Diese ältesten Erwerbungen wurden zum Amt Hohenberg/Wunsiedel zusammengeschlossen. Bis zum Zeitpunkt der Verpfändung des Egerlandes i.J. 1322 hatten sich die hohenzollerischen Burggrafen von Nürnberg bereits im Fichtelgebirge verstreuten Besitz geschaffen. 1344 kam nach einer längeren Fehde Schönbrunn bei Wunsiedel von den Herren von Hertenberg an die Nürnberger Burggrafen, das ebenfalls dem Amt Wunsiedel/Hohenberg eingegliedert wurde. Um 1333 kam das Weißenstädter Gebiet an das Kloster Waldsassen, das es zusammen mit dem Rudolfstein 1348 an die Burggrafen Johann II. und Albrecht den Schönen von Nürnberg veräußerte. Der Epprechtstein wurde 1352 von den Burggrafen Johann und Albrecht als Raubschloss erstürmt und kam dadurch in ihren Besitz.

1385 wurde der bis dato erworbene Besitz dem „Burggrafentum ob dem Gebirg“ einverleibt, dieses gliederte sich in das „Land ob dem Gebirg“ mit dem Landstrich um Kulmbach-Bayreuth, das „Regnitzland“ um Hof und in das „Land vor dem (böhmischen) Wald“. Die Forster von Selb waren mit dem Böhmenkönig Wenzel und der Stadt Eger in Fehde geraten und verkauften 1412/1413 ihren Besitz um Selb an den Burggrafen Johann III. von Nürnberg. Im Herzen der Fichtelgebirgshochfläche lag schließlich noch die Burg Thierstein, die als Reichslehen den Herren von Notthafft zuständig war. Diese verkauften sie um 1398 an den Markgrafen Wilhelm d. Ä. von Meißen, von dessen Erben die Herrschaft Thierstein schließlich 1415 an die Burggrafen Johann III. und Friedrich VI. von Nürnberg kam. Damit befand sich der gesamte Innenraum des Fichtelgebirges in der Hand der Hohenzollern.

Um die herrschaftlichen Besitzverhältnisse zu stabilisieren, wurde 1437 eine straffe Organisation mit der „Hauptmannschaft vor dem (böhmischen) Wald“ geschaffen mit einer Aufgliederung in fünf Ämter. Als 1504 die Ämterteilung Hohenberg-Wunsiedel erfolgte, entstanden die sechs Ämter Wunsiedel, Hohenberg, Weißenstadt, Kirchenlamitz, Thierstein und Selb. Die Ämtergemeinschaft unterstand als Teil der Markgrafschaft Kulmbach-Bayreuth der Zentralverwaltung in Kulmbach (ab 1603 in Bayreuth). Nach dem Abdanken des letzten Markgrafen Alexander stand die Markgrafschaft und damit das Sechsämterland von 1792 bis 1806 unter preußischer Verwaltung, nach vierjähriger Besetzung durch die Truppen von Napoleon wird das Gebiet 1810 in das Königreich Bayern eingegliedert.

Eine „Sonderstellung“ nahm Marktredwitz ein, das damals eine Enklave im Sechsämterland war und der Stadt Eger gehörte. 1816 wird das „Amt Redwitz“ im Austausch mit dem bis dahin bayer. Städtchen Vils, das an Oberösterreich kam, der Krone Bayerns einverleibt.

Sprachlich herrscht im südöstlichen Sechsämterland das Nordbairische vor, das westliche Gebiet wird vom ostfränkischen Dialekt geprägt.

Text: Dietmar Herrman (Auszug) – Archiv / Abbildung: Archiv

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