Betreibergesellschaft führt Schlosshügel in Höchstädt: Fünf Jahre im Fluss

„Bis zum Schnitzel mit Kartoffelsalat kommt ihr!“

Wenn zur Kirchweih am dritten Freitag im September das erste Fass Kirchweihbier angezapft wird, geschieht das bereits zum sechsten Mal ohne eigentlichen Pächter. 2017 verabschiedete sich der langjährige Wirt Thomas Zürner vom ATV Höchstädt. Was tun, fragte sich die Vorstandschaft um Martin Schikora: „Seine Mutter Helga sagte uns damals: Bis zum Schnitzel mit Kartoffelsalat kommt ihr. Das reicht für 90 Prozent aller Fälle.“ Und da auf die Schnelle kein adäquater Ersatz zu finden war, beschloss der Verein es aus der Not heraus selbst zu probieren. Schließlich stand die Kirchweih an. Mit Claudia Thumser sprang eine frühere Pächterin als Küchenchefin ein und brachte ihr gesamtes Personal wieder mit. Insofern blieb am Verein nur der Wirtschaftsdienst hängen. 

Durch die erfolgreiche Kirchweih 2017 kamen weitere Anfragen nach Tagungen, Firmen- und Familienfeiern. „So nach und nach sind wir da einfach reingewachsen“, erzählt der ATV-Vorsitzende. 2018 riet der Steuerberater dazu, etwas Offizielles zu unternehmen, da es sonst Probleme mit der Gemeinnützigkeit des Vereins geben könnte. 

Das war die Geburtsstunde der Hübel UG, einer haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft, deren Geschäftsführer wiederum der Vorsitzende wurde. Schließlich hatte er seinerzeit die entsprechende Konzession beantragt, die Hygieneschulungen besucht und das Gesundheitszeugnis sowie das polizeiliche Führungszeugnis hinterlegt. Das durchaus nicht kostengünstige Konstrukt der Klein-GmbH führte den Schlosshügel schließlich auch durch schwierige Corona-Lockdownzeiten.

Kochen für den Mittagstisch-Fensterverkauf bei zehn Grad in der Küche waren nun angesagt, da im Lockdown-Winter 2020 alle Heizungen abgedreht wurden. „Da hast du dich gefreut, wenn das Pizza-Wochenende kam. Da hatte es wenigstens 15 Grad.“, erzählt Schikora. Aber die Höchstädter und Thiersteiner halfen ihren Wirtsleuten im „to go“-Verkauf über die Runden.

Nun sind mittlerweile fünf Jahre daraus geworden und das ATV-Vereinsheim am Schlosshügel ist nach wie vor gut frequentiert. Das 2005 für fast eine halbe Million Euro neu erbaute Wirtshaus verfügt über drei modulare Räume, die einzeln oder zusammen betrieben werden können. Im ehemaligen Jugendraum wurde eine „Players Lounge“ für 25 Personen für die Fußballer eingerichtet.

„Im Prinzip sind wir vier Gaststätten in einer“, beschreibt der Vereinschef das Konzept. Raum I fast 50 Personen und genügt dem Vereinsleben, Raum II mit 20 Plätzen und Raum III mit weiteren 50 Plätzen. Entfernt man alle Faltwände ist das Fassungsvermögen der einstigen Bergaststätte Schlosshügel 140 Personen.

Die Kulinarik orientiert sich am Machbaren. Schikora: „Wir arbeiten hier alle im Nebenerwerb.“ Von Mittwoch bis Sonntag liefert „Tanjas Café“ von 11.30 bis 16.30 Uhr selbst gebackene Torten und Kuchen, vier Sandwiches und die Suppe der Woche. Und wenn jemand eine Currywurst mit Pommes möchte, wird das auch erfüllt. Ab 17 Uhr gibt es wechselnde Gerichte – vom Brotzeitteller bis zum Wiener Schnitzel. Am erste Sonntag im Monat und an ausgewählten Feiertagen gibt es Mittagstisch – ein Gericht vom Rind, eines vom Schwein, eins vom Geflügel und etwas Vegetarisches. Am zweiten Wochenende im Monat wird der Schlosshügel zur Pizzeria, am dritten Wochenende zum Burger-Schuppen und am vierten Wochenende zum Griechischen Lokal. Und zur im September zur Kirchweih zieht das Hübel-Team dann alle Register.

Die Kulinarik ist auch Unternehmen und Organisationen nicht verborgen geblieben. Die Hübel UG hat in den vergangenen fünf Jahren deshalb moderne Präsentationstechnik angeschafft. „Die Verbände und Organisationen kommen zu uns, weil sie hier nur noch den Powerpoint-Stick einstecken müssen, der Rest wie Notebook, Beamer, Leinwand ist bereits vorbereitet“, so Schikora. 

Ein Erfolgsgeheimnis ist die permanente Entwicklung: Jüngst wurden die Caféteria-Terrasse und der Mönchshof-Biergarten neugestaltet. So ziert jetzt beispielsweise eine gemütliche Lounge und ein Strandkorb den Außenbereich. Außerdem gibt es mehrere Kinderbereiche und einen Sandkasten.

Radsportler und Wanderer haben die ATV-Verantwortlichen als wichtige Zielgruppe für die kommenden Jahre ausgemacht. Deshalb steht jetzt auf dem Gelände auch ein Wohnwagen für Übernachtungen zur Verfügung. Gemeinsam mit den Fußballern soll in der Jugendhütte bis zur Kirchweih ein Feldbettenlager entstehen. Sogar der eine oder andere Wohnmobilist verirrt sich von der naheliegenden Autobahn auf den Höchstädter Schlosshügel.

Für die nächsten zwei Jahre hat das Team der Hübel UG zugesagt, den Schlosshügel weiter zu führen. „Aber in der Gastronomie weißt du ja nie, was morgen ist“, lässt Schikora ein Hintertürchen offen. Wenn ein guter Bewerber mit vernünftigem Konzept käme, wäre man immer verhandlungsbereit. Wichtig sei dem ATV nur, dass der Schlosshügel läuft.

Text / Fotos: Martin Schikora, Höchstädt

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