Die Gemeinde Birkenbühl, der Kirchengemeinde Thierstein zugehörig, ist eine kleine, weit zerstreute Landgemeinde mit 432 Hektar Grund und 250 Einwohnern (1961). Sie umfaßt folgende Ortschaften und Einzelhöfe: Birkenbühl, Schwarzteich, Neudürrlas, Altdürrlas, Oechslermühle, Wäschteich, Schlößlein, Hafendeck, Pfannenstiel und Hendelhammer. Durch die Gemeinde führt die alte Eisenstraße, auf der man früher das Eisenerz von Arzberg zu den Hammerwerken im Egertale beförderte. …
Der Name Birkenbühl dürfte leicht damit erklären zu sein, daß hier vordem ein Birkenwald stand. Es war um das Jahr 1650, als die ersten Häuser gebaut wurden. Der Dreißigjährige Krieg hatte sein Ende gefunden. Heimatlos, raubend und plündernd zogen viele Landsknechte mit ihren Frauen umher und machten das Land unsicher. Markgraf Christian von Bayreuth erlaubte einer solchen Horde, sich hier anzusiedeln – das Dorf Birkenbühl war entstanden. Die Bewohner standen in keinem guten Ruf. Der Arbeit ungewohnt, lebten sie größtenteils vom Straßenraub und Einbrüchen. Auch der Schloßherr Lösch – das Schloß wurde 1765 erbaut – war nicht besser. Man nannte die Bewohner gemeinhin die Birkenbühler Löschenbande. Nach einem der vielen Zwischenfälle brach den Thiersheimern die Geduld. Sie machten sich auf und stürmten Birkenbühl. Der Herbergebesitzer Merchental konnte ihnen entfliehen, wurde erst nach einigen Jahren gefangen und am 5. Februar 1790 auf dem Galgenberg bei Thiersheim gehängt (Thiersheimer Kirchenbücher). In seinem Keller hatte man Menschenfleisch gefunden. Der Schloßherr Lösch konnte zwar ebenfalls aus seinem, von den Thiersheimern belagerten Schlosse flüchten, wurde aber bis in das Pfannenstieler Wirtshaus verfolgt und dann festgenommen. Auch er wurde in Thiersheim zum Tode verurteilt und gehängt. Nach seinem Tode kaufte die Landesregierung 1785 das jetzt noch stehende Birkenbühler Schloß. Auch der Markgraf machte nun kurzen Prozeß: er verwies das ganze Räubergesindel des Landes und siedelte dafür ehrbare Leute an. Diese Neuansiedlung wurde von dem Thiersteiner Amtmann Oechsler eifrig gefördert. …
Der Name Schwarzteich ist auf „Häuser am schwarzen Teich“ zurückzuführen. …
Kurz vor dem großen Thiersteiner Brand (1725) erbaute der Thiersteiner Amtsrichter Oechsler die Oechslermühle. …
Da die Pfannen der hiesigen Pechsiederei einen langen Stiel hatten, kam man … auf den Gedanken, dem Ort den Namen Pfannenstiel zu geben (Anm.: Berichtet eine Sage). Die Gründung geht auf Albrecht Nothaft, Burgherr von Thierstein (um 1360) zurück: „In des Waldes Forst hat er gelegt 4 Hämmer, 2 Mühlen, 15 Pechöfen“. In Pfannenstiel war das Gewerbe der Pechkratzer, Teerbrenner, Pech- und Schmiersieder zu Hause. Der Beruf hat sich hier am längsten erhalten. Sie hatten ein Pechwaldrecht, d.h. sie durften für ihre Betriebe das Pech und die Kienstöcke aus dem Staatswalde unentgeltlich holen. Es wurde Faßpech, Terpentin, Schuhmacherpech und Wagenschmiere hergestellt. Die letzten Pech- und Schmieröfen wurden 1910 eingerissen …
Wäschteich: Der bei diesen Häusern liegende Teich wurde von den Thiersteiner Frauen zum Wäschewaschen benützt, da Thierstein immer Wassermangel hatte. …
Das Schlösslein gehörte zur Burg Thierstein. Nach dem großen Brand, dem auch die Burg und die Kirche zum Opfer fiel, wurde der Gottesdienst im Schlößlein gehalten. Auch das Amtsgericht, welches vorher in der Burg untergebracht war, mußte wiederholt umziehen und kam vom Seylerhaus Thierstein für einige Zeit in das Schlößlein. …
Die Hafendeck gehörte zur Thiersteiner Tonindustrie und erhielt dadurch diesen Namen. Neben der Zubereitung von Ton wurden vermutlich auch Deckel gemacht für die Töpferschule in Thierstein. Auch bei Selb gibt es eine Hafendeck (volksmundlich Hofadeck). …
Neu- und Altdürrlas = der neue und der alte Durchlaß durch den Hirschgarten. Ein großes Stück Wald war hier eingezäunt als Tiergarten für den Burgherrn von Thierstein. …
Hendelhammer und Kaiserhammer gehörten ursprünglich zusammen den Hammermeistern Kaiser. Kaiserhammer war der Oberkaiserhammer und Hendelhammer der Unterkaiserhammer. Letzterer kam 1499 durch Einheirat an Nikol Hendel, welcher ihn dann Hendelhammer nannte. … Bis zum Jahre 1900 war bei der Mühle noch ein Rest vom Hochofen zu sehen. Nach einigen Generationen ging dieser Besitz wieder an die Familie Kaiser über. …
Text: Dr. F. W. Singer, „Sechsämter Land“ Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten, Jahrgang 12, Nummer 9, 14. Oktober 1961
Dr. F. W. Singer stellte die Beilage „Sechsämter Land“ immer wieder auch anderen Autoren als Plattform für Veröffentlichungen zur Verfügung. Er wusste, die Vergangenheit der Heimat kann man nicht alleine ergründen.
Verschiedene Forschungen und Sichtweisen müssen ineinander aufgehen. Nur so wird daraus ein schlüssiges Ganzes , das der Geschichte den Schleier des Unverständlichen und schwer Erklärbaren nimmt.