Lustig wie ein Wimpel im Wind flattert das Schriftband über einem alten Arzberger Bild vom Jahre 1749. Es zeigt das „Bergstädtlein“ von Süden nach Norden. Durch das Waldsassener oder Pfälzer Torhaus neben dem Flitterbach gelangte der Wandersmann auf den unternen Marktplatz, wo ein Röhrbrunnen plätscherte. Ein fester Zaun umgab den ganzen Marktflecken nach außen. Die Ostgrenze lief hinter dem Hagen‘schen (heute Rollinger‘schen) unteren Gasthof „Zur Krone“ zur Wagengasse (Egerstraße) hinauf. Viele Häuser stehen auf engem Raum hingeduckt am Fuße des Kirchbergs, dessen marmorner Felsrücken die Kirche mit dem Zwiebelturm trägt. Der Kirchhof ist noch stark befestigt. Zwischen zwei kegelig behelmten Rundtürmen an der Kirchensüdseite führt eine Stiege zur Orgelempore hinauf. Wie heute, nur mit einem Wetterhahn auf der Spitze, erhebt sich der steingraue Pulverturm. Er hatte damals auch noch einen Zugang von dem daneben angebauten Wächterhäuslein aus. Das Pfarrhaus, die Zehntstädel des Pfarrers, das hochgiebelige Schulhaus (Kantorat) und das heute noch stehende Stammhaus der Müssel‘schen Bergbrauerei verleihen dem Kirchberg eine eindrucksvolle, fast mittelalterlich anmutende Silhouette. Welcher von den damals lebenden alten Arzberger würde seine Heimat heute gleich wieder erkennen? Die im Original farbig getönte Zeichnung ist eine Miniatur auf einem Plan des Bergmeisters J. G. Ulmann (1695 – 1765), dessen eiserne Grabplatte an der Wunsiedler Gottesackerkirche noch jetzt zu sehen ist.
Text / Bild : Dr. F. W. Singer, „Sechsämter Land“ Beilage der Sechämter Neuesten Nachrichten, Jahrgang 6, Nummer 6, 6. August 1955