Kirchweih, Kärwa, Kirmes: je nach Region wird das Fest anders genannt und auch anders gefeiert. Manchmal wird dann von den Kärwaburschen ein Baumstamm aufgestellt, die Kärwasau wird durchs Dorf gefahren. Nicht immer gehört das Feiern eines Gottesdienstes zu einer Kirchweih dazu.
In Höchstädt ist es noch so, dass die Kirchweih mit einem Gottesdienst beginnt. Im Dorfdialekt wird sie übrigens „Kirwa“ genannt. Und ja, den weltlichen Teil der „Höichstiada Kirwa“ beginnen die meisten in den fünf Höchstädter Gaststätten schon gerne, wenn die Zeiger der Uhr am Donnerstag nach 0 Uhr anzeigen. Dann wird vier Tage lang gefeiert.
Zuerst gab es in der geselligen Fichtelgebirgsgemeinde eine kleine Schlosskapelle, dann im 16. Jahrhundert, eine Pfarrkirche – ein Haus Gottes mitten im Dorf. Das ist doch eigentlich verrückt. Man braucht Scheunen, Ställe, Feuerwehrhäuser, Schmieden und Schulen, Schlachtereien und Vereinsheime. Aber ein Haus, in dem man einmal in der Woche zusammenkommt und singt, braucht man das?
Pfarrerin Ellen Meine sagt: „Am Kirchweihsonntag feiern wir genau das: Es ist nicht selbstverständlich, dass wir hier eine Kirche haben und Gottesdienst und Kirchweih feiern. Wir dürfen dafür sehr dankbar sein, dass Menschen vor uns sich entschieden haben, hier ein Gotteshaus zu bauen. Denn damit bekommt das Dorf ein Zentrum und das Leben eine Richtung: Gott als Ursprung und Ziel unseres Lebens.“
Die Höchstädter feiern ihre Kirchweih am Sonntag, 20. September um 9 Uhr mit einem Gottesdienst in der Radwegekirche „Peter und Paul“. „Wenn das Wetter mitspielt und wir dürfen, möchten wir uns wie gewohnt um 8.45 Uhr im oberen Dorf treffen und einen Kirchweihzug bilden“, sagt die Geistliche. So es die Vorschriften erlauben, wird es in diesem Jahr einen Spielmannszug geben, der den Kirchweihzug musikalisch begleitet. „Bei schönem Wetter planen wir, den Gottesdienst im Kirchgarten zu feiern. Wir freuen uns auf diesen Tag und auf Ihr Kommen.“
Und natürlich stehen im Anschluss an den Gottesdienst die Türen der Häuser offen, in dem die Gesangbücher Henkel haben …
Den weltlichen Teil der Höchstädter Kirchweih bestimmen die fünf Gaststätten der 1100-Einwohner-Gemeinde. In vier der fünf Wirtshäuser wird von Freitag bis Montag gekocht. Nach dem Auftakt am Freitagabend gibt es bis einschließlich Montagabend klassische Kirchweihgerichte und die hauseigenen Spezialitäten, die die Gäste aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus zu schätzen wissen. Und auch wenn die einzelnen Abläufe wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr besondere sein werden, sind die Wirtsleute im Gasthof Rotes Ross im Oberdorf, in den Gasthöfen Reichsadler und Einhorn in der Dorfmitte sowie auf dem Schlosshügel am Nordrand fest entschlossen, ihren Gästen möglichst viel gastronomische Normalität zu bieten. Und auch die beliebte Schankwirtschaft der Familie Küspert wird öffnen. Dem geselligen Treiben unter Einhaltung der Hygieneregeln steht also nichts im Wege. Ein Anruf und die Tisch-Reservierung vorab sichert Gäste und Gastronomen ab.
Text: Ellen Meinel / Martin Schikora, Höchstädt