In der Nachbargemeinde Thierstein laufen die Gruppen zur Kirchweih. In Höchstädt findet das Umgeigen immer am Faschingsdienstag statt. Das Prozedere ist jedoch dies- und jenseits der Autobahn das Gleiche. Verkleidete Kinder, Frauen und Männer eines oder mehrerer Vereine laufen, begleitet klassisch von einem Schifferklavierspieler und einem Teufelsgeiger, im Ort von Haustür zu Haustür und singen überall ein Ständchen. Vor dem einen Haus gibt’s a Schnapserl, die anderen haben Süßes für die Kinder vorbereitet, wieder andere geben dem Gruppenkassier eine Spende. Die Gelehrten streiten sich natürlich darum, ob dieser Obolus für die Sangesdarbietung ist oder dafür, dass man sie beendet. Wie dem auch sei, alles wird in einem Leiterwagerl gesammelt und später dann ins Vereinsheim gekarrt.
Am Faschingsdienstag hält der ATV Höchstädt diese Tradition wieder aufrecht. Ab Mittag ziehen die lustigen Gesellen dann von Haus zu Haus. Es ist schon etwas über zehn Jahre her, da lief mit dem Höchstädter Spielmannszug noch eine weitere Gruppe. „Wir haben uns dann immer duelliert oder aus des anderen Wagen stibitzt“, berichtet ein Insider. Lang, lang ist’s her. Auch im Arbeiterturnverein drohte die Tradition, die wohl schon über 60 Jahre besteht, vor einigen Jahren auszusterben. Auf einem Bierdeckel ließ seinerzeit die Schriftführerin Heidi Reindl die Männer zum Dämmerschoppen unterschreiben, dass sie im kommenden Jahr mitlaufen. Denn der Haufen Wackerer war seinerzeit auch auf eine Handvoll Idealisten zusammengeschrumpft.
Mittlerweile ist es Kult, beim Umgeigen mitzulaufen. Die jungen Höchstädter Fußballer sind sowieso dabei. Und mit Felix Meisel und Vater Markus auch zwei versierte Musiker. Darüber hinaus nehmen auch viele „im Mittelalter“ eigens Urlaub, um am lustigen Gesangs- und Wandernachmittag teilzunehmen. Einige der Kinder, die früher mitliefen, sind mittlerweile selbst erwachsen geworden, studieren anderswo und kommen dennoch am Faschingsdienstag heim nach Höchstädt.
Das honorieren die Höchstädter. Dies zeigt sich an verschiedenen Haltestellen: Bei den Hechtfischers zum Beispiel gibt es auf halber Strecke Schinkennudeln, die Legats schüren den Grill an und reichen Bratwürste. Auch die Höchstädter Wirte haben gerne ein „schnelles Helles“ für die Sängerinnen und Sänger. Das Repertoire hat sich über die Jahre kaum verändert: „Tief im Frankenwald“ und „Lustig ist das Zigeunerleben“ sind eigentlich immer mit dabei. Beide Lieder werden auch zum Abschluss der Tour gegen 18 Uhr in der Berggaststätte Schlosshügel gesungen, wo bei Tartar, Rühreier und Wurstplatten die gesamte Vereinsfamilie und immer öfter auch die Spender zusammen kommen, um miteinander den Faschingsausklang zu begehen.
Text / Foto: Martin Schikora, Höchstädt