Arzberg lag früher an der alten Handelsstraße zwischen Regensburg und Magdeburg. Wenn man aus Richtung Konnersreuth die „Hohe Straße“, wie sie auch immer noch im Volksmund bezeichnet wird, steil von der „Wegspinne“ nach Arzberg hineinfährt, mag man kaum glauben, dass bis ca. 1860 der Straßenverlauf ohne die bekannte Kehre fast gerade den Berg hinunter führte. Man kann die alte Straßenführung noch an der derzeitigen Waldgrenze erahnen. Seit 1642 ist diese überregionale Verkehrsachse archivalisch belegt.
Kurz vor der ehemaligen Frankenbrauei passierte man den „Hohen Stein am Rappauf“. Hier war früher das Nadelöhr der Straßenverbindung. 1796 wurde dieser Bereich erweitert und wohl auch der Fels abgetragen. Man kann die Lage des Hohen Steines noch an der senkrecht abfallenden Felswand östlich der Straße ausmachen. Der „Rappauf“ bezeichnete die darauffolgenden Weberhäuser auf der linken Straßenseite und das Gebiet um die Brauerei, auf dessen Gelände ehemals die Öchslersche Mühle (Lohmühle) und ein Wirtshaus standen (1713).
Der Begriff Rappauf ist ein auf den ostbayerischen Raum begrenzter Siedlungsname. Er tritt vor allem entlang der herrschaftlichen „Hohen Straße“ nach Regensburg an mehreren Stellen auf. Der Rappauf ist wohl ursprünglich durch ein Steinkreuz bezeichnete Stelle gewesen, bis zu welcher Holzfrevler verfolgt werden durften. Er schien demnach eine rechtsgeschichtliche Besonderheit darzustellen, eine Art Asyl oder Freistätte sozusagen. Wegen dieses rechtsfreien Raumes hatten die Bewohner nicht unbedingt den besten Ruf, was sich nach historischen Unterlagen auch für den Arzberger Rappauf nachlesen lässt. Er markierte auch das Ende der lokalen Gerichtsbarkeit an der Grenze des zum Reichsforst gehörenden Kohlwaldes.
Sichtet man die Karten des Landesvermessungsamtes Bayern oder Kartenmaterial das seine Informationen aus staatlichen Quellen bezieht, findet man im Bereich des „Rappaufs“ eine ganz andere Bezeichnung. Ähnlich wie der Anger, der Trompeten- oder Ludelberg kommt an dieser Stelle die Bezeichnung „Schleifmühle“ zum tragen. Darunter fällt der Bereich vom Ortsschild rund um die Waldsassener Straße bis hin zum letzten der genannten Weberhäusern, jetzt Hausnummer 6 hinunter.
Schleifmühlen, auch Pleißmühlen genannt, waren wasser- oder windgetriebene Mühlen, die zum Schleifen von Werkstoffen dienten. Nachdem die Industriealisierung auch Arzberg erreicht hatte, gab es wohl in diesem Bereich einen wachsenden Bedarf.
Dem sorgfältigem Leser und Beobachter mag es vielleicht schon in den Sinn gekommen sein: Wo befindet sich denn im Verlauf der Waldsassener Straße ein Wasserlauf?
Dass es in diesem Bereich durchaus Wasser gibt, bezeichnet der erst kürzlich erneuerte Hochbehälter direkt am Straßenrand. Der Vorgänger war 1902 der erste seiner Art im ganzen Stadtgebiet und gewährleistete erstmals eine „stabile“ Wasserversorgung für die Bevölkerung im Gegensatz zu den bis dahin im verwendeten Röhren oder Pumpbrunnen. Vor dessen Errichtung floß auch tatsächlich das jetzt darin gefasste Wasser am Straßenrand den Berg hinunter um die bereits erwähnte Öchslersche Mühle anzutreiben. Die Quelle befand sich im Bereich der Abzweigung zum Ludelberg.
Weiter fällt noch der Teich vor dem Ziegelsteinbau der Brauerei auf. Der Teich wird vom gleichen Wasser gespeist, wie das kleine Brünnlein direkt am Straßenrand. Die Brauerei bezog das Wasser für das Arzberger Bier aus eigenen Quellen, die aber eher vom Ludelberg her kamen.
Wo lag nun aber die Schleifmühle, die sich namentlich in diesem Ortsbereich verankert hat; wo kam ihr Wasser her?
Beim preußischem Fürstentum Bayreuth wurde zwischen 1804 und 1808 die Genehmigung der Anlage einer Schleifmühle durch Johann Christian Elbel zu Arzberg erteilt. Kurz danach taucht sie in den ersten amtlichen Kartographien auf. Sie lag erhöht im Bereich des Ludelberges (Haus-Nr. 7 – 9). Das Wasser bezogen die Elbels aus einer vermutlich weiteren Quelle gespeistem Schleifweiher, das mittels eines Kanals mit nur geringem Gefälle in einen kleinen Speicherteich vor der Mühle geleitet wurde.
Wenn man kurz nach dem Abzweigen zum Ludelberg rechts den Waldweg hinauf geht, kann man den verwachsenen Teich und den Kanal noch erkennen.
1926 war der Kanal mit dem Speicherteich wohl noch intakt, da er in der beigefügten Karte des Landesvermessungsamtes im „Arzberger Heimatbuch“ noch eingezeichnet wurde.
Die Mühle selbst ist wahrscheinlich kurz nach der Inbetriebnahme schon wieder eingegangen, 1876 war sie wieder komplett aus den Kartierungen verschunden, allein der Name ist geblieben.
Quellen: Simon / Singer / Brunner / Busl / Staatsarchiv Bamberg / Bayerisches Landesvermessungsamt