Im Gemeindegebiet von Schirnding gibt es an mehreren Stellen Braunkohle-Lagerstätten, als abbauwürdig erwies sich aber nur ein ca. 800 ha großes Gebiet 2 km östlich vom Ort zwischen der Landesgrenze und der Straße nach Waldsassen. Das Hauptflöz mit einem Volumen von ca. 1,2 Mio. m³ liegt im Bereich der Waldabteilungen „Kohlhau“ und „Durchschlupf“, ein kleineres Flöz mit einem Volumen von ca. 100.000 m³ im Bereich „Tabaksteig“.
Die ersten Schürfungen begannen im Frühjahr 1917, im April 1918 erfolgten weitere Grabungen und Bohrungen, die ein verhältnismäßig gutes Fundbild erbrachten. Am 19. August 1919 wurde durch das Oberbergamt in München die Konzession zum Abbau der Kohle an die Gewerkschaft „Hindenburg“ übertragen (…). Es begann ein Abbau in bescheidenem Umfang, gleichzeitig wurden weitere Erkundungsbohrungen durchgeführt.
Anfang 1920 erwarb die Bauunternehmung Heilmann und Littmann Geschäftsanteile (…), danach wurde der bestehende Tagebau großzügig ausgerüstet. Es entstanden Werkstätten, 1 Magazin, 1 Büro, Kauen, Lokomotivschuppen und Lagerplätze sowie Anlagen zur Wasserhaltung und Gleisanlagen zum Anschluss an die Bahnlinie von Marktredwitz nach Eger. Der Abbau erfolgte durch 2 große Löffelbagger mit einer Leistung von 12-15.000 m³ je Schicht, zur Förderung von Kohle und Abraum kamen 3 Dampflokomotiven und 70 Kipploren zum Einsatz. Nach einer gewissen Anlaufzeit wurden pro Tag ca. 50 Eisenbahnwaggons voll Kohle gefördert.
Der Abbau der Kohle im Tagebau erwies sich schnell als unwirtschaftlich, Anfang 1921 ging man dazu über, die Kohle unter Tage abzubauen. Im Juli 1921 wurde wegen Absatzmangel aber auch dieser Betrieb eingestellt, im April 1923 verkaufte die Firma Heilmann und Littmann ihre Anteile. Alle weiteren Versuche, die Kohle als Brennstoff zu veredeln und zu vermarkten schlugen fehl, die Firma wechselte mehrfach den Besitzer. Erst in der Notzeit zwischen 1945 und 1948 wurde nochmals Kohle als Brennstoff in größeren Mengen gefördert, im Mai 1948 waren dazu noch 268 Personen beschäftigt, im August 1948 kam es zu Massenentlassungen, es verblieben lediglich 19 Mann. (…)
Im Abbaubereich hat das Kohleflöz eine Mächtigkeit von 4-6 m, die darüber lagernden Tonschichten sind hier 8-12 m stark. Diese im oberen Bereich mageren, im unteren Bereich fetten Tone sind im Wesentlichen ein Verwitterungsprodukt von Feldspat, in der Übergangsschicht zwischen Kohle und Ton findet man interessante Gipskristalle.
Nach Westen endet die Braunkohle an einer tektonischen Verwerfung, sie verläuft von Nord‑ Ost nach Süd-West durch das heutige Betriebsgelände. Unmittelbar neben der Kohle finden wir dort unter der dünnen Humusschicht eine 15-20 m starke Ablagerung aus grauem Phyllit, einem Verwitterungsprodukt von Schieferton. (…)
Schon frühzeitig gab es Überlegungen, den vorhandenen Ton zur Produktion von Ziegeln zu verwenden und damit auch die Kosten für den Tagebau zu senken. 1923 wurde mit dem Bau einer Ziegelei begonnen, am 1. April 1924 erhielt der Betrieb den Namen „Süddeutsche Kohlen- und Tonindustrie AG“, die „Braunkohlengrube Schirnding GmbH“ blieb bestehen als Besitzer der Grube. Außer den damals üblichen Mauerziegeln wurden auch poröse Ziegel unter Beimischung von Braunkohle hergestellt, die Ziegelei hatte aber nur eine regionale Bedeutung, sie hat nie eine nennenswerte Größe erreicht. (…)
Am 13. Januar 1927 übernahm Robert Lauk als Verwalter den Betrieb, später wurde er Besitzer. Im Mai 1949, nach dem Ende der Kohlegewinnung, änderte Lauk den Namen „Braunkohlegrube Schirnding GmbH“ in „Ziegel- und Tonwerk Schirnding GmbH“. (…) Im März 1956 verkaufte die Witwe des 1955 verstorbenen Robert Lauk den gesamten Besitz an den Direktor der Ziegelwerk Waldsassen AG, Herrn Anton Johann Hart.
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Auszug aus dem Schirndinger Heimatbuch – Chronik / Baschwitz – Batisweiler






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