Tag- und Nachtwachen sorgten für Sicherheit
Die dreißiger und vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren voller Unsicherheit. Brandstiftungen und Flurdiebstähle hatten in der Arzberger Gegend überhand genommen. So schritt man zur Selbsthilfe. „Bei der heutigen Gemeindeversammlung (am 12. Mai 1845), in welcher von den 56 der hiesigen Gemeindeglieder 44 anwesend waren, kam unter anderem zur Sprache, daß die Nacht- und Tagwachen nicht immer, wie es geschehen soll, vollzogen werden. Es soll nun eine bessere Ordnung wegen dieser Angelegenheit hier eingeführt werden. Es wurde darüber Beratung gehalten und beschlossen:
1.) daß alle Nächte zwei Personen wie bisher die Wache versehen müssen und daß diese zwei Personen jedesmal Tags darauf auch die Tagwachen zu halben Tagen abwechselnd zu versehen haben,
2.) solle ein Wachregister angefertigt werden für die Dauer eines Jahres,
3.) haben die Nachtwächter folgenden Tags das Wachthorn den Wächtern für die künftige Nacht zu übergeben.
Am 6. August 1848 wurde beschlossen, daß durch zwei Mann alle Nächte die Flur-Wachen, solange Früchte auf den Feldern stehen, versehen werden sollen, wozu die Rittergutsherrschaft einen Mann und die Gemeindsleute einen Mann zu stellen haben. Mit der Rittergutsverwaltung soll darüber Rücksprache gehalten werden.
Ein größere Klingel für den Polizeidiener
Nach dem Beschluß vom 15. März 1879 sollte der Polizei-diener eine etwas größere Klingel erhalten, da die bisherige dem Zwecke nicht mehr entspricht. – Am 4. März 1849 „wurde der versammelten Gemeinde bekannt gemacht, daß die hiesige Taglöhnerin Mötsch als Leichenfrau für Schlottenhof und Oschwitz vom Landgericht angestellt und verpflichtet worden ist“.
Spenden für den Dombau zu Köln
Zu den kulturgeschichtlichen Merkwürdigkeiten, die in den alten Protokollbüchern der Gemeinde Schlottenhof festgehal- ten sind, gehört auch diese: Am. 20. März 1848 „wurde eine Subscriptionsliste der Beiträge für den Ausbau des Domes zu Cöln gefertigt und das Circuliren dieser Liste von Haus zu Haus bewerkstelligt“. Es ist leider nicht überliefert, wie viele Kreuzer die nicht mit Glücksgütern gesegneten Schlottenhofer zum Kölner Dombau beizutragen in der Lage waren.
Tanzmusik im Schafstall
Auf dem Dorfplatz stand beim Brauhaus (späteres Haus Nr. 67) eine große Linde. Hier konnte man im Freien tanzen. Sonst aber hatte der Schloßherr den Schafstall (späteres Konsumgebäude) zum Tanzen zur Verfügung gestellt. Schon immer wollte die Obrigkeit die Jugend vor sittlicher Gefährdung schützen, deswegen wurde am 9.11.1845 beschlossen: „Da auch nunmehr die Gemeinde versammelt war, so wurde bekannt gemacht, daß bei der heutigen und morgenden und ferneren Tanzmusik dahier kein Kind, also auch kein Werk- und Sonntagsschüler erscheinen darf und daß die Eltern, Vormünder, Lehrmeister, Dienstherrschaften etc. zur Bestrafung angezeigt würden.“ Der Raum hatte lange nur eine Decke aus Holzbalken. So ist das Protokoll vom 4.2.1882 zu verstehen: „Das von den hiesigen Gesellschaften benützte Tanzlokal, der sogenannte Schafstall, wurde unter Beiziehung des Maurermeisters Wilhelm Schönauer und des Spritzenführers Seltmann einer eingehenden Besichtigung unterworfen. Dieselben erklärten, daß die Thüre nach außen aufzugehen habe und daß die bisherige Decke mit einer Weißdecke vertauscht werde.“
Text: Dr. F. W. Singer, „Sechsämter Land“ Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten, Jahrgang 21, Nummer 8, 8. Oktober 1970





