Starb Graf Hroznata im Kerker zu Hohenberg?

Alte Strittigkeiten aus dem deutsch-böhmischen Nordgau

Der auf der Burg Hohenberg an der Eger ansässige hohenstaufische Ministeriale Berthold v. Hohenberg hatte in und bei Sandau im Egerland Höfe und Grundstücke als Reichslehen in Besitz, darunter auch das Waldgebiet, in welchem er oder seine Nachfolger die Burg Königswart erbauten: Er kam deswegen zwischen 1210 und 1220 in eine heftige Fehde mit dem reichen böhmischen Vladyken Hroznata aus dem Geschlechte der von Kraschow, der keine Gelegenheit versäumte, den Besitz des von ihm im Jahre 1193 gegründeten Prämonstratenser-Klosters Tepl zu mehren. In der „Geschichte der Städte Königswart und Sandau“ von Dr. Michael Urban (Mies 1894) steht darüber auf S. 16 und 17 zu lesen:

„Ihm (Hroznata) stand andererseits ein entschlossener Dienstmann des Egerlandes, Heinrich von Kiensberg nennt ihn die Legende, Berthold von Hohenberg dürfte es aber gewesen sein, entgegen, der ebenso kräftig seine und des Reichsgutes Interesse wahrte. Hroznata soll nun im Verlaufe des Zwistes von Egerländer Adeligen gefangen und auf eine Burg (in der Sage Kiensberg, in Wahrheit eher Hohenberg) geschleppt worden sein, wo er am 14. Juli 1217 der Kerkerhaft erlag, ohne nachzugeben. Der Tepler Legendist nennt weder die Feinde, noch den Kerker, es heißt einfach: ‚er (Hroznata) sei nach Deutschland (in Teutoniam) geschleppt worden‘, zu welchem das egerische Gebiet vorher und länge nachher noch gehörte. Die Tepler Legende ‚Vita fratris Rhoznatae‘ ist um das Jahr 1259 verfaßt. Nach Bertholds von Hohenberg Tod dürfte sein Sohn Konrad den Streit fortgeführt haben. Endlich – nach langen Jahren – erfolgte eine Verständigung zwischen den Stritteilen; Konrad von Hohenberg verglich sich mit Abt Gerhard und dem Konvente von Tepl am 21. August 1242 zu Eger über die bei Sandau strittigen Güter und gelobte, dem Abte Gerhard und dem Tepler Konvente für das Sandauer Gebiet von den Zinsungen und zeitweiligen Nutzungen die Hälfte, von den anderen zufälligen Einkünften das Drittel alljährlich abführen zu wollen. Falls er jedoch, den Ausgleich verletzend, auf Annahme der Bürgen innerhalb 6 Wochen dem Konvente nicht gerecht werden sollte, so soll auch er alles Recht auf Sandau verlieren und dasselbe als freies Eigentum dem Kloster zufallen. Es wurde daher hiedurch das Besitzrecht des hohenstaufischen Ministerialen auf das Sandauer Gebiet historisch und rechtlich anerkannt, somit auch, daß dasselbe reichsdeutscher Boden und zum Egerlande gehörig ist. Dieser Vergleich erfolgte – und das ist wichtig – vor dem Landgericht in Eger.

Auch der Egerer Historiker Heinrich Gradl vermutete (Monumenta Egrana, Nr. 721), daß der böhmische Edle Hroznate im Kerker zu Hohenberg und nicht zu Kiensberg an Hunger verstorben ist, weil nur die Herren von Hohenberg Nachbarn des Tepler Stiftsgebietes waren und tatsächlich im Streite mit Tepl standen.

Der Sandauer Chronist M. Urban verfolgt auf S. 18 das Schicksal der Hohenberger weiter bis zu ihrem Aussterben:
„Unter Konrad von Hohenbergs Sohn, Künzel (Kneußl), hatte dieses Geschlecht seine Blüte erreicht. Künzel war der letzte Mannessproß desselben und hinterließ bloß Töchter, anscheinend zwei, die eine an einen von Nothaft, die andere an einen von Hertenberg vermählt. Nach Künzels Tod fielen seine Besitzungen, soweit er sie nicht aus diesem Grunde verkauft hatte, teils an das Reich, von dem Sie an die Leuchtenberger Landgrafen zu Lehen gingen, teils an Glieder der Familie Nothaft und Hertenberg (= Hartenberg bei Gossengrün).“

Es ist somit nach dem Urteil zweier namhafter Historiker sehr wahrscheinlich, daß der böhmische Graf („comes“) Hroznata im Jahre 1217 in einem der Gefängnistürme der Burg Hohenberg starb.

Text: Dr. F. W. Singer, „Sechsämter Land“ Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten, Jahrgang 18, Nummer 1, 25. Februar 1967

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