Sagen aus dem Thiersteiner Land

Was man sich früher so erzählt hat.

Der Himmelweiher bei Höchstädt

Für die ersten christlichen Glaubensboten war es schwer, im Fichtelgebirge Fuß zu fassen. Ein Brief des Bischofs von Halberstadt an den Bischof von Würzburg besagt, daß hier mit der Bekehrung wenig Frucht zu ernten sei. Allmählich traten doch einige zum neuen Glauben über. Nach der Sage ließen sich die ersten Bekehrten heimlich an einem abgelegenen Weiher taufen, der dann den Namen „Himmelweiher“ erhielt.

Die Klagmutter

Die Klagmutter („Klochmouta“) wurde früher oft gehört, wenn in kurzer Zeit jemand starb. Nur Goldensonntagskinder, die am Goldenen Sonntag geboren sind, konnten die Klagmutter heulend um das Haus hinken sehen. Sie hatte die Gestalt eines Schafes, aber nur drei Beine, Ihr Heulen klang wie ein langgedehnter Wehruf eines Menschen. Sie wurde wiederholt gesehen im mittleren Dorf in Höchstädt, in der Nähe der Ziegelhütte bei Thierstein und im Bettelwinkel (bei Birkenbühl am Schafberg). Noch heute sagt man, wenn die Kinder einmal recht unartig winseln, sie „tun wej die Klochmouta“. – Für die Landleute gab es ein ungeschriebenes Gesetz: Jede Bauersfrau mußte nach dem Brotbacken einen kleinen Laib der Klagmutter aufheben und ihn eine Nacht auf den Gartenzaun legen. War er am nächsten Morgen von dem geheimnisvollen Wesen nicht abgeholt (was wohl nie geschah), so hatten die Ortsarmen das Recht, diese Brote für sich zu verwenden. Heute läßt sich die Klagmutter nicht mehr hören und auch jener Brauch wird nicht mehr geübt. – Die Klagmutter hörte man auch im Dorf Röthenbach und am sogenannten „Stihlberg“ bei Arzberg (Hauptgegenden der früheren Schafzucht.)

Das Zauberbuch

Ein Müller hatte viele Kriege mitgemacht und zuletzt ein Bein verloren. Er war nun alt und seine Mühle versah ein Geselle. Wenn der alte Veteran in seinem Lehnstuhl saß, so dachte er oft an seine abgeschiedenen Kameraden. Er nahm dann ein vergilbtes Buch und las. Da kamen alle seine ehemaligen Kameraden aus dem Ofenloch und unterhielten sich freundlich mit ihm. Darauf verabschiedete sich der Müller von ihnen, sprach ein Zauberwort und sie verschwanden wieder durch das Ofenloch. Einmal war der Müllerbursche allein zu Hause. Er nahm das alte Buch und las, bemerkte aber nicht, als er sich voll Eifer in das Buch vertiefte, wie sich das ganze Zimmer mit Soldaten füllte. Als er aufsah, fiel ihm vor Schrecken das Buch aus den Händen. Er kroch unter den Tisch und wagte kein Glied mehr zu rühren. Kalter Schweiß lief ihm über die Stirne. Endlich kam der Müller heim. Schon von ferne hörte er, daß die Mühle leer lief und daß etwas nicht in Ordnung war. Als er in die Stube trat, begrüßte er seine Kameraden, sprach ein Zauberwort und befreite damit seinen Burschen aus der unangenehmen Lage.

Text: Dr. F. W. Singer, „Sechsämter Land“ Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten, Jahrgang 4, Nummer 16, 10. Dezember 1953 / Foto: Michael Rückl, Arzberg

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