Autobahnbau Hohenberg – Hartenberg

Ein Teilstück der geplanten Reichsautobahm Bayreuth-Karlsbad, 1938

Im Oktober 1938 wurde mit den Vorarbeiten zum Bau der Reichsautobahn – Bauabschnitt Hohenberg – Hartenberg – begonnen.

Die geplante Trasse verlief von Kothigenbibersbach herkommend – am Weidighaus  vorbei – südlich von Hohenberg das Weißenbachtal entlang – nordwestlich von Fischern die Eger in einer Bogenbrücke überspannend – nördlich von Markhausen – durch den östlichen Kammerwald, südlich von der Steiner Schule im Bogen nach Nordost, zwischen Triesenhof und Lehenstein hindurch, am Westende von Tirschnitz vorbei, im Bogen nach Osten schwenkend, südöstlich von Trebendorf über die Straße und Eisenbahn weiter, am Nordrand von Harlas und Hart vorbei in nordöstlicher Richtung – weiter zum südlichen Ortsrand von Watzgenreuth. Von hier aus mehr nach Norden drehend zur Leibitsch, die 1 km nördlich von Katzengrün überschritten wird. Am Ostrand von Frankenhau, Unter- und Oberschossenreuth vorbei, allmächlich nach Nordosten schwenkend, genau in der Mitte zwischen Marklesgrün und Pürgles hindurch nach Hartenberg. Die Strecke Hohenberg – Hartenberg beträgt 33 km.

Der gebürtige Egerländer Franz Jahnel (1892-1992), Lehrer und Geologe, erhielt im Herbst 1938 von der obersten Bauleitung des RAB-Amtes in Nürnberg den Auftrag, die geologische Fachberatung dieses Streckenabschnittes zu übernehmen und innerhalb einer Woche die genaue geologische Beschreibung dieses Streckenabschnittes zu liefern.

Eine erste Herausforderung war die Klärung der Frage der Bodenbeschaffenheit für den Bau einer steinernen, weit gespannten Bogenbrücke über den Egerfluß südlich der Carolinenquelle. „Es sollte festgestellt werden, ob die für die Fundamente vorgesehenen Stellen auf geologischen Störungslinien liegen. Auf dem Höhenzug, der sich am Nordufer der Eger nördlich von Fischern und Markhausen dahinzieht, sollte etwa 20 m über den Egerspiegel die Autobahn gebaut werden.“

Anhand dreier Schürfgruben wurde die Bodenbeschaffenheit näher untersucht. Statt des erwarteten Granits kam jedoch in der 2. Grube (oberhalb böhm. Fischern) unter einer Schotterschicht mürber Glimmerschiefer zum Vorschein. In der 3. Grube stieß man nach 2 m Tiefe auf ein 50 cm starkes schwefelkiesreiches Braunkohlenflöz. Hier befand man sich am Rande der im Miozän abgelagerten Braunkohlenschichten. Die Kohleflöze, die sich von Bayer. Fischern aus nach Osten bis in den Kammerwald hin erstrecken, waren anlässlich der Bohrungen 1868/69 bei Markhausen in 7 bis 8 m Tiefe, im Kammerwald in 11 bis 12 m Tiefe angetroffen worden. Bereits 1838 haben die Bauern hier („in der Erlwiesen“) in der Ebene von Fischern bis nach Zettendorf mit wechselndem Glück nach Braunkohle für ihren Hausbrand geschürft.

Die in der Schürfgrube (Nr. 3) gefundene Kohle lag also 24 bis 26 m höher als die Flöze in der Fischerner-Markhausener Ebene. „Das Miozänalter liegt etwa 25 bis 30 Millionen Jahre zurück, demnach senkt sich hier das Egerer Becken in einer Million Jahre um etwa einen Meter. In tausend Jahren ist das 1 Millimeter.“ Die Senkung eines Brückenpfeilers um 1 mm könnte daher in Kauf genommen werden.

Bei Markhausen traf man auf eisenhaltige Braunkohlensandsteine, diese lieferten den Beweis, daß Egerer Urkunden von 1499 („uff der Cammer und oberzeit Marckhawsn“) und 1538 (Faszikel 341) und von 1794 („Riemerstauden“, „am schwarzen Mann“, Faszikel 342), die von Eisengruben bei Markhausen sprechen, den Tatsachen entsprechen.

Bis zum Jahresende 1938 wurde die Leibitsch planerisch erreicht. Die „Egerer Zeitung“ vom 13. Sept. 1938 berichtet: „An der Reichsautobahn, die von Pirk kommend, den Kammerwald west-ostwärts durchbricht, wird bereits stramm vorgearbeitet. Riesige Aufreiß- und andere Maschinen, Rollwagen, Geleise usw. sind an der Liebensteiner Straße gelagert. Dutzende von Arbeitern sondieren die Bodenverhältnisse der Strecke, weithin sind die hohen Absteckungen beim Kammerhof sichtbar.

Mit Rücksicht auf die „Radien“, kann die Bahn nur südwärts des Kammerbühls verlaufen. Sie bildet derart einen Abschlussgürtel um das kurörtliche Gebiet Franzensbad.“

Das „Selber Tagblatt“ meldet unterm 30. Oktober 1938: Hohenberg. Bald soll der Bau der Autobahn in Angriff genommen werden. Raschen Vorgang nehmen deshalb die Vorarbeiten. Die abgesteckte Strecke führt südlich am Steinbergwald vorbei, überquert die Straße Hohenberg-Schirnding, läuft dann weiter durch die Mulde vor der Porzellanfabrik Hutschenreuther und führt dann schließlich weiter über den Kocherrangen an Fischern und Markhausen vorbei nach Eger.“

Zwischenzeitlich wurden die in Frage kommenden Grundstücke (in Hohenberg) von der RAB Nürnberg zum Preise von 11 Reichspfennig pro m² angekauft. 

Eine im Stadtarchiv vorhandene Akte (Nr.79075) listet die namentlichen An- und Abmeldungen von 40 Autobahnarbeitern auf. Als Berufe werden überwiegend angegeben: Hilfsarbeiter, Schmiede, Mauerer, Autobahnarbeiter und auch ein „Baggerschmierer“ war dabei. Auch zahlreiche Bauingenieure brachten den Ausbau voran. Viele Anmeldungen erfolgen überwiegend im Mai 1939, Abmeldungen vermehrt ab Frühjahr 1940.

Die Schulchronik von Oberlehrer Jahreiß hält im August 1939 fest: Der Bau der Reichsautobahn, zwischen Hohenberg und Schirnding, Strecke Gefrees – Franzensbad ist im vollen Gange, die Schulkinder zeigen bei den Bauaktivitäten größtes Interesse.

Der Humus war bereits entfernt und zu großen Hügel aufgeschüttet, auch waren schon mehr oder weniger umfangreiche Erdbewegungen erfolgt. Ungefähr 300 m südlich der Firma C.M.Hutschenreuther, unmittelbar an der Hauptstraße nach Schirnding, begann man mit dem Ausschachten der Fahrrinnen. Mittels Loren auf Geleisen wurde der Erdaushub in östlicher Richtung in das Weißenbachtal abtransportiert und zu einem noch heute sichtbaren großen Erddamm aufgeschüttet. Am Ende der Aufschüttung sollte die geplante Bogenbrücke das Egertal in ca. 20 m Höhe überspannen.

Großvolumige Betonröhren lagen schon bereit, um den Menzloh-Bach beim heutigen Fußballplatz durch einen Damm hindurch zu leiten. Teilweise konnte man schon in der Landschaft das Profil und die Streckenführung der Autobahn erkennen. Heute sind noch deutliche Spuren der Erdarbeiten im Kammerwald sichtbar.

Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurden 1940 die Bau-Aktivitäten zurückgefahren, viele Beschäftigte wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Mit der Streckenplanung Streitau-Karlsbad kam das Unternehmen Anfang 1943 zum völligen Stillstand.

Von historischen Interesse ist ein Schreiben des Rehauer Landrats Bernhard Ostwald an die Bundestagsabgeordneten Gerhard Wacher und Dr. Heinz Starke vom 6. Juli 1956, in welchem u.a. darauf hingewiesen wird, „…. dass hier eine bereits projektierte Autobahnlinie anscheinend endgültig aufgegeben werden soll…“. Ostwald weist auf die Nöte des Grenzlandes hin und die Sorgen einer zeitgemäßen Verkehrsanbindung. „… so ist es doch notwendig, diese Linie im Auge zu behalten und auf einen späteren Ausbau zu dringen, damit Nord-Ost-Oberfranken den Anschluss an den Westen behält.“ (StdAHbg. Nr. 79022)

Durch die Errichtung des Eisernen Vorhangs kam das Projekt endgültig zum Erliegen.

Text / Foto: Stadtarchiv Hohenberg, Siegfried Röder

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