Spuren der alten Schirndinger Kirche

Wenn der bedeutende Kunsthistoriker Georg Dehio die kleine Schirndinger Dorfkirche 32 Jahre nach ihrere Zerstörung durch brand für erwähnenswert in seinem „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“ (Berlin, 1905) fand, dann muß es sich schon um ein bemerkenswertes Bauwerk gehandelt haben. Am gleichen Platz, wo 1873 der einzig erhalten gebliebene romanische Bau im östlichen Fichtelgebirge –  nach der Beschreibung „einschiffig, mit zwei spätromanischen Kreuzgewölben und schmalen rundbogigen Fenstern“ – durch Brand verloren ging, wurde 1876/78 eine Kirche im neuromanischen Stil erbaut. Die Pläne fertigte der Bauamtmann Franz Kreuter vom Landbauamt Hof; die Ausführung lag in den Händen der Firma V. Nekrasil in Prag. Das eindrucksvolle Kirchlein, auf dem erhöhten Rücken eines Urklakzuges stehend, prägt das Aussehen des alten Schirndinger Ortskerns.

Als dieses jetzt genau hundertjährige Bauwerk 1964/65 von außen und innen erneuert wurde, bemühten sich der Verfasser und einige Mitglieder der FGV-Ortsgruppe Arzberg, Bodenuntersuchungen vorzunehmen. Wir handelten zwar, wie häufig bei solchen Gelegenheiten, ohne Auftrag, hofften aber, etwas in der Erde verborgene Mauerfundamente aufzuspüren oder andere ältere Bauelemente zu finden. Im vorhinein muß gesagt werden, daß unsere Erwartungen enttäuscht wurden.

Die Außenmauern sind über dem Granitsockel sauber mit Ziegeln aufgeführt. In dem neuzeitlichen Putzbau wurde kein Stein der alten Kirche verwendet. (…) Der Sockel und das darauf gesetzte Fundament sind fast durchwegs aus Bruchsteinen ausgeführt, wie sie örtlich vorkommen, Nur an einigen Stellen hat man würfelförmig bearbeitete Granitquader vom alten Bauwerk mit verwendet. der schönste davon findet sich in der Form eines romanischen Kapitells in der Grundmauer über dem Sohlenfundament an der Südostecke der jetzigen Kirche. (…) Unter der in 1,20m Tiefe etwas vorspringenden Bruchsteinmauer sind keine älteren Fundamente mehr vorhanden. (…) Außerhalb der jetzt von der Kirche eingenommenen Grundfläche wurden an der Nordost-Seite, einen halben Meter unter dem Planierungsniveau, die 1,20 m starken Umfassungsmauerreste des Sakristeianbaus der alten Kirche freigelegt. (…) Die Fundamentsohle der alten Sakristei liegt 0,40 m tiefer als die der heutigen Kirche. In 0,90 m über der Fundamentsohle fand sich ein geostetes Skelett. (…) An dieser in der Erde verborgenen Stelle ist auf einer Fläche von ungefähr 20 qm der wohl einzige Rest der alten romanischen Kirche anzutreffen.

Als beim Fortschreiten der Erneuerungsarbeiten im Oktober 1965 der Bodenbelag der Kirche im Chorraum der Kirche entfernt wurde, konnten auch hier Untersuchungen bis zu 1,50 m Tiefe vorgenommen werden. Dabei zeigte sich, daß zwischen dem etwas vorspringenden Chorbogen der Rest einer alten Nord-Südmauer verläuft. (…)

Erwähnenswert ist auch noch besonders, daß sich außerhalb der Kirche in 1,10 m Entfernung von der südlichen Ecke des jetzigen Apsisansatzes, knapp unter dem Erdboden, ein 1,65 m starker Mauerrest aus behauenen Granitsteinen befindet. Sein Abstand von dem sog. Kasten im Gewinnerhof beträgt 4,30 m. Er scheint in östlicher Richtung weiter verfolgbar zu sein. Dieser leicht wieder aufdeckbare Mauerrest wäre einer eingehenden Untersuchung wert, weil er vielleicht Aufschluß über eine mögliche und schon früher vermutete Verbindung zwischen der alten Kirche und der einstigen Burg liefern könnte. Ein Münchener Gewährsmann, der die alte Kirche noch vom eigenen Augenschein her kannte, äußerte sich um 1880 gegenüber dem Ortspfarrer: „Ich bin der völligen Überzeugung, daß die kleine abgebrannte Kirche die Schloßkapelle gewesen ist. Dies bewiesen die 5 Fuß dicken Vierungsmauern, die kleinen schmalen, nicht 1 Fuß breiten Thurmfenster und die 2 einen Schuh vorgestandenen, bis zuletzt noch sichtbaren Tragsteine an der östlichen Thurmseite, so hoch das Dach anging, auf welchen 2 Tragsteinen die Balken einer Brücke vom Schloß in die Kirche ruhten.“

Text: Dr. F. W. Singer, „Sechsämter Land“ Beilage der Sechsämter Neuesten Nachrichten, Jahrgang 24, Nummer 1, 28. Juli 1977


Nach 23 Jahren pausierte 1972 die Beilage „Sechsämter Land“ von Dr. Friedrich Wilhelm Singer für fünf Jahre. Die Wiederaufnahme der Reihe wurde mit den folgenden Worten eingeläutet:

Vorwort des Verlages der „Sechsämter Neueste Nachrichten“
Bei einer Umfrage haben viele unserer Leser den Wunsch geäußert, daß die am 22. Juni 1972 zuletzt erschienene heimatkundliche Beilage „Sechsämterland“ weiter fortgesetzt werden möchte. Dem Verlag wurde sein Entschluß erleichtert, weil sich Dr. F.W. Singer bereit erklärte, wiederum die ehrenamtliche Betreuung dieser in lockeren Folgen erscheinenden Blätter zu übernehmen. „Sechsämterland – Neue Folge“ soll den auf unserem Boden gewachsenen Autoren eine Plattform bilden, daß ihre Manuskripte nicht im Schreibtisch vergilben. Das Jubiläum der Gemeinde Schirnding (600-Jahrfeier) bietet uns willkommene Gelegenheit, gleich einen Akzent bei unserer neuerlich übernommenen Aufgabe zu setzen. Verfasser aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zeitung sind aufgerufen, bei der weiteren Gestaltung dieses Blattes nach besten Kräften mitzuwirken.

 

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